77 zogen sich nach der Insel Alfen zurück, die nur durch einen schmalen Sund vom Festland getrennt wird. Eine Stellung war genommen, die für uneinnehmbar gegolten hatte. Groß war die Siegesfreude. Tief bewegt, von Dankbarkeit er- füllt, eilte König Wilhelm aus Berlin nach dem Schlachtfelde, um über¬ feine tapferen Truppen eine Heerschau abzuhalten; im Sturmanzug, die Mützen mit grünen Zweigen geschmückt, zogen fie an ihm vorüber. Das preußische Volk aber durfte wieder stolz sein auf sein Heer. Noch wollten die Dänen keinen Frieden schließen; sie vertrauten auf die Hilfe Englands, das neidisch auf die Erfolge der Preußen schaute. So dauerte denn der Krieg weiter fort; die ganze Halbinsel Jütland wurde von Österreichern und Preußen besetzt. Noch aber war die Insel A l s e n in Feindes Hand. Da setzten in einer Juninacht preußische Truppen auf Kähnen über den Alsensund, überraschten die Dänen und zwangen sie nach mehrstündigem Kampf, sich auf die Schiffe zurück- zuziehen und die Jnfel zu räumen. Jetzt erkannten die Dänen, daß weiterer Widerstand zwecklos sei, zumal sie einsehen mußten, daß ihre Hoffnung auf englischen Beistand eitel gewesen war. Ein Waffenstill- stand wurde geschlossen, und ihm folgte der Friede: Dänemark trat die Herzogtümer Schleswig und Holstein an die beiden deutschen Groß- mächte ab. Der Deutsche Krieg. 1860. Die Vorbereitung des Krieges. Was sollte nun mit S ch l e s w i g - Holstein geschehen? Bismarck gedachte die Herzogtümer für Preußen zu erwerben; dadurch wurde ein schönes fruchtbares Land, ein tüchtiger, kraftiger, seekundiger Volksstamm mit dem preußischen Staatswesen vereinigt; dann wurde auch der herrliche Kieler Hafen gewonnen, der von größtem Wert war, wenn Preußen, das bisher nur wenige, kleine Schiffe besaß, sich dereinst eine Flotte gründen wollte. Die Schleswig- Holsteiner selbst freilich wünschten zumeist, daß der Erbprinz von Augustenburg, der das nächste Anrecht auf die Erbfolge hatte, ihr Herzog würde; aber er konnte sich mit Bismarck nicht einigen. Da Österreich nicht gewillt war, die Herzogtümer ohne Entgelt an Preußen zu überlassen, sah Bismarck keine andere Möglichkeit als den Krieg. Diesen hielt er ja seit Jahren für notwendig: das deutsche Volk unter Preußens Führung zu einigen, Österreich also aus Deutschland aus- zuschließen, war nur durch einen Waffengang möglich.