— 131 — renb die Türken zum Krieg mit Rußland zu veranlassen. Als es dennoch zum Frieden kam und der Sultan, der ihn fast vier Jahre unterhalten hatte, seine Abreise wünschte und ihm das Reisegeld auszahlen ließ, ging er erst nicht, sondern verteidigte sich in War- nitza in tollkühnem Heldenmut gegen seine gutmütigen Gastfreunde. Indessen nahm Peter die Ostseeprovinzen in Besitz, August der Starke gewann wieder Polen, der König von Preußen wars sich auf Pommern. Als säst alles verloren war, brach er endlich auf und ritt in 14 Tagen von der Türkei nach Stralsund, konnte es aber nicht mehr hindern, daß die letzten deutschen Besitzungen nun verloren gingen. Er fand 1718 vor der dänischen Festung Fried-1718. richshall (Norwegen) durch eine (feindliche?) Kugel den Tod. Im Frieden erhielt 1) Rußland die schwedischen Ostseeprovinzen Livland, Estland und andere Gebiete außer Finnland; 2) Preußen erhielt Stettin und einen Teil von Vorpommern; 3) Han¬ nover Bremen und Verden. Schwedens Bedeutung war dahin. D. Das Zeitalter Friedrichs des Großen. I. Preußens frühere Geschichte. 1. Brandenburg bis 1415. a. Das Königreich Preußen ist aus der Markgrafschaft Brandenburg erwachsen. Deren Anfänge gehen zurück bis in die Zeiten Heinrichs I. und Ottos I. Da¬ mals war das Land zwischen Elbe und Oder im Besitz der slavischen Wenden. Heinrich I. eroberte zuerst im Kampfe mit den Hevellern Brandenburg (Brennabor) (928 f. S. 75), Otto I. unterwarf928. die Slaven bis zur Oder. Christliche Bistümer sollten das Eroberte fester mit dem Reich verknüpfen. Freilich verstrichen noch Jahrhun¬ derte, bis diese Gebiete für die Deutschen und für das Christen¬ tum gewonnen waren. b. Im Jahr 1134 übertrug Lothar von Sachsen (s. S. 83) 1134. die Nordmark (die spätere Altmark links von der Elbe) dem Assanier Albrecht dem Bären von Ballenstedt. Schon er begann die Grafschaft auch auf dem rechten Ufer der Elbe auszudehnen. Bran¬ denburg selbst war anfangs noch unter der Herrschaft eines christ¬ lichen Wendenfürsten Pribislaw, der es aber dem Markgrafen vermachte. Doch hieß sich Albrecht schon lange, ehe dieses Erbe ihm zufiel, Markgraf von Brandenburg. Er war ein kräf¬ tiger und glücklicher Herrscher, den ein alter Volksspruch mit Friedrich Barbarossa und Heinrich dem Löwen zusammenstellte: „das waren drei Herren, die konnten die Welt verkehren". Von 1134—1320 herrschten die Askanier in der Markgrasschaft. Als 1134-1320. ihr Haus erlosch, war der Umfang ihrer Herrschaft bedeutend ge-