— 108 - § 64. Karl erobert das langoöardische Weich. Im langobardischen Reiche herrschte König Desiderius. dessen Tochter Karl zur Gemahlin genommen, aber aus schon damals unbekannten Grün- den nach einem Jahre wieder zurückgeschickt hatte. Dasür suchte sich De- siderius zu rächen. Er trat für die beiden Söhne Karlmanns auf, die sich mit ihrer Mutter an feinem Hofe befanden und suchte den Papst Hadrian zu bestimmen, daß er dieselben zu fränkischen Königen salbe. Der Papst aber weigerte sich, uud deshalb stel Desiderius in die Länder ein, welche Pippin dem Papste geschenkt hatte. In dieser Bedrängnis wandte sich der Papst an seinen mächtigen Freund Karl und bat ihn um Hülfe. Da De¬ siderius auf die Forderung Karls die Feindseligkeiten nicht einstellte, so zog Karl mit zwei Heeren nach Italien unb schloß den Langobardenkönig in seiner Hauptstadt ein. Während sein Heer vor Pavia stand, begab sich Karl zur Feier des Osterfestes nach Rom. Die Geistlichkeit, das ganze Volk ging ihm im feierlichen Zuge entgegen. Unter dem freudigen Zurufe des Volkes: „Gesegnet sei, der da kommt im Namen des Herrn!" zog er in die entzückte Stadt ein. In der Vorhalle der Peterskirche empfing ihn der heilige Vater, umarmte und küßte ihn und führte ihn hinab in die Gruft der hl. Apostel Petrus und Paulus, wo beide einander treue Freund- fchaft gelobten. Karl bestätigte auch die Schenkung, die sein Vater der römischen Kirche gemacht hatte. Darauf kehrte Karl nach Paöia zurück und zwang die Stadt nach fechsmonatlicher Belageruug zur Übergabe. Desiderius wurde gefangen nach dem Kloster Corvey geführt, wo er fein Leben beschloß. Karl aber ließ sich in Pabia von den Langobarden huldigen und nahm den Titel „König der Franken und Langobarden" an. Die letzteren behielten jedoch ihr eigenes Recht uud ihre Gesetze. § 65. Karls fernere Kriege gegen die Sachsen. Karl war noch in Italien mit der Ordnung der dortigen Angelegen- heiten beschäftigt, als er die Nachricht erhielt, daß die Sachsen sich empört hätten. Sie waren unter ihrem Anführer Widukind verwüstend in das fränkische Gebiet eingefallen. Eiligst zog Karl aus Italien dorthin, und seine bloße Erscheinung dämpfte schon die Empörung. Da aber seine An- Wesenheit in Italien dringend nötig war, so mußte er sich mit unzuverläs¬ sigen, erzwungenen Versicherungen des Gehorsams und der Unterwerfung und mit einer Anzahl Geiseln begnügen. Als bei Karls Abwesenheit im folgenden Jahre wieder eine Empörung ausbrach, stillte feilt rasches Er-