III. Lebensbilder aus der Neuzeit § 75. Kaiser Maximilian I. Kaiser Maximilian I. war der Sohn Kaiser Friedrichs III. Kein anderer deutscher Kaiser ist volkstümlicher gewesen als er. Im Munde des Volkes leben noch jetzt jene kühnen Thaten und wunderbaren Aben- teuer fort, welche in Verbindung mit seinem ganzen, echt ritterlichen Wesen ihm den Beinamen „der letzte Ritter" verschafft haben. Schon seine äußere Erscheinung, seine edle Gestalt, sein fester, sicherer Gang kündeten den echten Ritter an. Die Anmut und Würde in allen seinen Bewegungen, der Ausdruck des Wohlwollens aus seinem edlen Antlitze, die unversiegbare Heiterkeit seines reinen Gemütes und seine herzgewinnende Rede nahmen jeden für ihn ein. der mit ihm in Berüh- rung kam. Diese Eigenschaften gewannen ihm auch die Liebe und die Hand der schönen Maria von Burgund, der einzigen Tochter des Herzogs Karls des Kühnen von Burgund, eines der mächtigsten und reichsten Fürsten von Europa. Und in der heißen Schlacht bei Guinegate wußte der ritter¬ liche Mann seine Gattin und den Besitz, der ihm mit ihr zugefallen, gegen die Ländergier des französischen Königs tapfer zu verteidigen. Doch nicht lange sollte Maximilian sich der teuren Gattin erfreuen. Ein Sturz mit dem Pferde auf der Reiherbeize machte dem Leben der kühnen Reiterin und Jägerin leider allzufrüh ein Ende. Seine Tapferkeit und seinen Mut hat Maximilian in vielen Fällen bewiesen, und seine Leutseligkeit war in aller Munde. Als er einst in der Nähe von Augsburg auf einem einsamen Spazierritte in einem Hohlwege einen plötzlich schwer erkrankten Bettler traf, stieg er vom Pferde, reichte dem Kranken einen Labetrnnk und zog sein SDberwams aus. um den vor Kälte zitternden Kranken damit zu bedecken. Dann ritt er eiligst zur Stadt zurück, um einen Priester zu holen, der dem Sterbenden die letzten Tröstungen der Religion bringen sollte. Wenn er in den Reichsstädten verweilte, so nahm er mit der größten Freundlichkeit und mit wahrem Vergnügen an den Festlichkeiten teil, die man ihm zu Ehren veranstaltete. Er eröffnete meist den Tanz und be-