- 171 — c. Persönliches. Moltke war bon hoher, hagerer Gestalt, aber noch im höchsten ©reisenalter machte er den Eindrnck großer Rüstigkeit. Das bartlose, ziemlich magere Gesicht war bon bieten Linien durchzogen und trug die Spuren tiefer Gedankenarbeit. Trotz seiner großen Erfolge und ehrenbollen Auszeichnungen blieb Moltke wie einst Blücher einfach und bescheiden. Hob man seine Verdienste herbor, so sagte er Wohl: „Ich habe nur meiner Stellung gemäß meine Pflickit gethan, wie alle meine Kameraden." Gegen jeden, ob hoch oder niedrig, ob Freund ober Feind, zeigte sich der große Mann gleich liebenswürdig und herablassend, so daß ihm wohl mit Recht nachgerühmt werden kann, daß er selbst unter seinen Gegnern keinen Feind gehabt hat. Im Jahre 1870 in den Gr äsen st and erhoben, 1871 zum General¬ feldmarschall ernannt, starb Moltke in einem Alter bon mehr als 90 Jahren am 24. April 1891 in Berlin. Seine Leiche wurde mit fürstlichen Ehren nach seiner Familiengruft auf Schloß ©reisau (bei Schweidnitz» in Schlesien überführt J) Graf Albrecht von Roon. a. Seine Thätigkeit bis zum Aus¬ gange des Krieges gegen Frankreich. Albrecht bon Roon wurde 1803 zu Pleushageu (bei Kolberg) geboren. Bereits mit 18 Jahren trat er in das Heer und beschäftigte sich neben feinen militärischen Dienst¬ leistungen gern mit Geographie, über die er sogar aus Veranlassung des berühmten Geographen Rarl Ritter ein Sehrbuch schrieb. Wegen seiner außerordentlichen Tüchtigkeit wurde er schon frühzeitig in den großen Generalstab betsetzt; nebenbei hielt er Vorlesungen über Kriegskunst und Geographie an der Kriegsschule und machte den Prinzen Friedrich Karl mit dem Heerwesen besannt. Roon merkte bald, daß dem preußischen Heere manche Unbollkommen- heiten anhafteten, welche sich in auffallender Weise besonders bei den Manöbern bon 1842 bemerkbar gemacht hatten. Durch seine Teilnahme an dem badischen Feldzuge und mehr noch als Regimentschef in Köln trat er mit dem Generalgouberneitr bon Rheinland und Westfalen, dem Prinzen Wilhelm, in nähere Beziehung. Dieser hatte die hohe Begabung und die reichen Kenntnisse Roons in militärischen Angelegenheiten wohl erkannt und beauftragte ihn 1858 mit der Bearbeitung eines Planes zur Reorga¬ nisation des preußischen Heeres. Die Vorschläge Roons fanden die bollste Zustimmung des Prinzen, und schon im Dezember 1859 wurde Roon Kriegsminister. Sofort wurde die Neugestaltung des Heeres in Angriff genommen; mehr Truppen sollten ausgehoben werden und die Landwehr 9£^ete Anzahl jüngerer Leute und kriegstüchtiger Offiziere erhalten. Nach Roons Ansicht „sollten die jüngeren Brüder zuerst ihre Haut zum !Par!™e tragen, bebor die Fcimilienbäter an die Reihe kämen," damit so das Wohl der Familie gewahrt bleibe. Der.borgelegte Plan wurde bon den Abgeordneten heftig bekämpft und erst später, als die Reorganisation bereits durchgeführt war, genehmigt. Die glänzenden Erfolge der Jahre 1866 und 1870 und 1871 sind nicht zum geringsten der neuen Heereseinrichtung zuzuschreiben. Die schnelle Mobilmachung und die außerordentliche Schlagfertigkeit der Truppen waren wesentlich Roons Werk. Am 19. Juli 1870 hatten die Franzosen den Aueg erklärt, und schon im Monat August stand mehr als eine halbe Million Soldaten an Frankreichs Grenze. b. Der Dank des Kaisers. Dem tüchtigen Strategen fehlte der ^Lank seines kaiserlichen Herrn nicht. Beim Einzuge der siegreichen Truppen 33erlitt am 16. Juni 1871 wurde Roon in den erblichen Grafen st and erhoben, und zu Weihnachten desselben Jahres erhielt der Kriegsminister *) Erg Nr. 40; 3.