— 15 — wahre es wohl; denn es ist ein kräftiges Zaubermittel. Wenn dein Gemahl einst dir untreu werden sollte, so be- streiche sein Kleid mit meinem Blute, und er wird dir wieder zugethan sein." Deianira glaubte dem Bösewicht, füllte ein Fläschchen mit seinem vergifteten Blute und ver- wahrte es, ohne daß Herkules davon wußte. — 4. Kerkutes' Kod und Verklärung. Nun geschah es einst, daß Herkules von einem Kriegszuge aus Euböa heimkehrte und außer vieler anderer Beute auch eine schöne Königstochter, Namens Jöle, gefangen mit sich sührte. Als Siegeszeichen schickte Herkules die Jöle durch seinen Herold an seine Gemahlin voraus; kaum aber hatte Deianira die schöne Gefangene gesehen, so befiel sie die Furcht, daß sie von Herkules um der Jole willen verstoßen werden könnte. In ihrer Angst gedachte sie des Blutes von Nessus. Und da Herkules durch den Herold ein frisches Gewand begehrte, um vor seiner Heimkehr dem Zeus zu opfern, bestrich sie dasselbe mit dem giftigen Blute und schickte es ihrem Gatten. Herkules legte das Kleid an; aber bald empfand er glühenden Schmerz. Voll Ingrimm versuchte er es abzureißen, aber wo ihin dies gelang, riß er Haut und Fleisch mit herunter. Seine Qual wuchs mit jeder Minute, von seinem Schmerzens- schrei erzitterten Felsen und Berge. Da erkannte Herkules, daß seine letzte Stunde gekommen sei. Mit rasender Faust schlug er Baumstämme um und türmte einen Scheiterhaufen auf dem Berge Öta, um selbst seine Qual durch den Feuer- tot) zu enden. Kaum aber züngelten die Flammen an ihm empor, da stieg ein schweres Gewitter herauf, und unter Donner und Blitz senkte sich eine Wolke zu Herkules her- nieder; die nahm ihn auf und trug ihn hinauf zu den Höhen des Olymp. Hier nahm sein Vater Zeus alles Irdische von ihm, und er wurde ein unsterblicher Gott. Selbst Hera, die ihn zeitlebens gehaßt hatte, war jetzt versöhnt und gab ihm ihre Tochter Hebe, die Göttin der ewigen