— 230 — lief) bemüht war, ihn durch Unterhandlungen zu gewinnen, wußte der französische Gesandte eine Uebereinfunft lange zu hintertreiben, damit durch die Fortdauer der Zwistigkeiten Deutschland in fort- währender Schwäche erhalten bliebe und Frankreich immer leichten Grund zu Einmischungen und in Folge derselben auch zu Erobe- rungen hätte. §. 134. Frankreich. Ludwig XIV. Durch den dreißigjährigen Krieg war der Wohlstand und die innere K»aft des deutschen Reiches gebrochen worden, und durch den westfälischen Frieden, welcher den langen und harten Kriegs- leiden für einige Zeit ein Ende machte, wurde nicht nur die innere Einheit desselben vollends aufgelöst, sondern anch das Ansehen und die Macht feines Oberhauptes, des Kaisers, nach Außen so geschwächt, daß er nicht mehr im Stande war, die Marken des Reiches gegen fremde Eroberungsgelüste zu schützen. Niemand wußte diesen unglücklichen Zustand des deutschen Reiches besser zu eigenem Vortheil zu benützen, als der französische König Ludwig XIV. Schon als sechsjähriges Kind war er zum Könige von Frankreich gekrönt worden, und seine Regierungszeit füllt 72 Jahre aus, von 1643—1715. Ihm hatte Frankreich neben vielem Unglück feine Größe zu verdanken. Nach einer vormundfchafllichen Regierung, welche hauptsächlich durch den Kardinal und Minister Mazarin geführt wurde und manche Unruhen und selbst blutige Kämpfe in den Straßen von Paris zu bewältigen hatte, übernahm Ludwig XIV. 1661 selbst die Regierung. Er war von maßlosem Ehrgeiz, so wie von un- begrenzter Herrschsucht verblendet, und beide Leidenschaften verleiteten ihn zu schrankenloser Willkür in der Regierung seines eigenen Volkes und zu den ungerechtesten Angriffen auf auswärtige Reiche. Durch eine Reihe glücklicher Kriege eroberte er nach einander folgende Länder: Flandern, die Franche-Eomts, Lothringen, was von Elsaß im westphälischen Frieden noch für Deutschland übng geblieben war, darunter die wichtige freie Reichsstadt Straßburg, welche er mitten im Frieden überfiel, durch Verrath gewann und sogleich durch seinen ausgezeichneten General Vanban zu einer der stärksten Festungen machen ließ. In dem Pfälzer Verheernngs- kriege, den er anfieng, um die Pfalz zu erobern, wurde durch das mordbrennerifche Heer des Generals Melac eine ganze Reihe wohl¬ habender Städte und Ortschaften am Neckar und Rhein bis Mainz