4. Die große Völkerwanderung 375—568. 9 weströmische Reich zerfiel. Schon waren die Hlamarmen bis zum Gber- rhein vorgedrungen, die Westgoten bis zur unteren Donau, die Ostgoten bis zum Schwarzen Meer. Da trat ein (Ereignis ein, das die Deutschen noch schneller vorwärts trieb: es mar die große Völkerwanderung. 4. Die große Völkerwanderung 375-568. 1. Die Hunnen. Den Rnstoß zu der großen Völkerwanderung gaben die Hunnen, ein umherziehendes Jäger- und Räubervolk, das aus den asiatischen Steppen über die Wolga nach (Europa hereinbrach 375. Sic hatten kleine, aber breitschultrige Körper mit starken Gliedern und dickem Kopf, schmutzige Hautfarbe und glatte, fast bartlose (Besichter mit kleinen Rügen. Bei der Zubereitung ihrer Speisen gebrauchten sie kein $euer; sie nährten sich von Wurzeln und rohem Fleisch, das sie auf ihren Pferden mürbe ritten. Ihre Kleidung bestand aus Fellen und groben Geweben. Mit ihren häßlichen, aber ausdauernden Pferden waren sie wie verwachsen; sie aßen, tranken und schliefen sogar auf dem Pferde¬ rücken. Ihre schmutzigen Weiber und Kinder führten sie auf Karren mit sich, die mit Fellen überzogen waren. Raub und Krieg waren ihre Lust. Blitzschnell erschienen sie. Ihre Waffen waren Bogen und Pfeile, daneben auch Schlingen, die sie dem Gegner umzuwerfen suchten. Ihr plumpes, häßliches aussehen ließ sie den europäischen Völkern wie rohe Holzfiguren und böse Wüstengeister erscheinen; ihre ungewohnte Kampfes¬ weise verschaffte ihnen auch über kraftvolle Völker den Sieg. Wie ein Wirbelsturm verjagten sie ganze Stämme aus ihren bisherigen Wohnsitzen. 2. Der töeftgotenfoöntg Klarich. Zuerst stießen die Hunnen auf die (Boten. Die ©stgoten wurden besiegt und mußten sich den Hunnen unterwerfen. Die Westgoten flüchteten zum größten Teil über die Donau in das oströmische Reich, besiegten dessen Kaiser und erhielten dann südlich von der Donau Wohnsitze, von dort aus fiel später der tapfere Westgotenkönig fllarich in Italien ein. (Er rückte siegreich vor die Tore von Rom. Die Römer wurden von Rngst ergriffen; denn seit Jahrhunderten war kein Feind ihrer Hauptstadt so nahe gekommen. Man schickte Gesandte an Rlarich, um ihn zum Abzug zu bewegen. „Unzählig", prahlten diese, „sind die Bewohner Roms, beherzt und in den Waffen wohl geübt." Rlarich aber lachte und sprach: „Je dichter das Gras, desto leichter das Mähen." Er forderte eine große Menge