6. Die Nibelungensage. 15 zu bergen, und stellte sich den Feinden entgegen. Nun erhob sich ein furchtbarer Kampf. Walthari stand wie ein grimmiger Bär, der von wilden Hunden verfolgt wird. Endlich gelang es ihm, dem König Gunther eine furchtbare Beinwunde beizubringen. Schott wollte er dem Gefallenen den Todesstreich versetzen, da warf sich Hagen dem Wütenden entgegen. Und als nun lvaltharis Schwert auf Hägens Helm traf, zersplitterte die Klinge in mehrere Stücke. Unwillig schleuderte Walthari den goldenen Griff von sich weg- doch als er die Hand zum Wurf ausreckte, traf Hagen die tapfere Rechte und hieb sie ab. Walthari aber verbiß den Schmerz und zog mit der Linken einen krummen Hunnen¬ säbel , den er seit seiner Flucht auf der rechten Seite trug. Mit einem schrecklichen Streich schlug er dem grimmen Hagen öas rechte Huge aus. 5. Die Heimkehr. Da fand der Kampf sein Ende. Walthari rief die zitternde Hildegunde herbei, und diese legte den Helden verbände an und reichte ihnen stärkenden Wein. Trotz ihrer schweren Wunden vermochten Hägen und Walthari noch miteinander zu scherzen; sie söhnten sich aus und erneuten die alte Freundschaft. Dann hoben sie Gunther, den seine Wunde sehr schmerzte, aufs Hofe. Die Franken zogen nach Worms, Walthari und Hildegunde ritten zu ihren Eltern. Bald aber vermählten sie sich, und nach seines Daters Tode regierte Walthari dreißig Jahre seine Länder mit Glück und Segen. 6. Die Uibelungenfage. 1. Siegfried. 3u Xanten am Niederrhein herrschte König Sieg¬ mund mit seiner Gemahlin Siegelinde. Ihr einziger Sohn Siegfried war ein mutiger, tatendurstiger Knabe, herrlich an Körper und Geist. Kaum war er herangewachsen, so zog er auf Hbenteuer aus. Einst traf er auf seiner Wanderung einen Drachen, den er nach hartem Kampf er¬ schlug. Dann badete er sich in dem Drachenblut. Da wurde seine haut so hart wie Horn und unverwundbar gegen Stich und hieb. Doch fiel ihm während des Bades ein Lindenblatt zwischen die Schultern. So wurde diese Stelle nicht von dem Blute benetzt und blieb deshalb ver¬ wundbar. Ein andermal kam Siegfried in das Reich der Nibelungen. Die beiden Könige des Landes Schübling und ZTibelung waren eben bei der Teilung ihres unermeßlichen Schatzes. Da sie sich nicht einigen konnten, wählten sie Siegfried zum Schiedsrichter. Trotzdem er den