452 der Kultusminister Falk die „Allgemeinen Bestimmungen betreffend das Volksschul-, Präparanden- und Seminar- Wesen", durch welche diesen Lehranstalten höhere Ziele gesteckt wurden. Da auch die Höchstzahl der Schüler einer Volksschulklasse festgesetzt wurde, so mußten jetzt viele neue Schulen errichtet werden Um den gesteigerten Bedürfnissen an Lehrern Rechnung zu tragen, gründete Preußen eine Anzahl Präparandenanstalten und 50 Lehrer- seminare. Durch Gewährung von Dienstalterszulagen aus staatlichen Mitteln und ein Pensionsgesetz (1885) sorgte der Staat für eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage der Volksschullehrer. 4. Kunst und Wissenschaft. Der Aufschwung, den Deutschland unter der Regierung Wilhelms I. nahm, zeigte sich auch auf den Gebieten der Kunst und Wissenschaft. Berlin wurde mit vielen Denkmälern und prächtigen Gebäuden geschmückt, so daß es bald als eme der schönsten Weltstädte galt. Mit dem wachsenden Wohlstande entwickelte sich überall die Vorliebe für künstlerischen Schmuck. Auch Kaiser Wilhelm und seine kunstsinnige Gemahlin brachten diesen Bestrebungen ihr Interesse entgegen. Im Jahre 1876 weihte der Kaiser die Nationalgalerie in Berlin ein. die zur Aufnahme neuerer deutscher Bilder bestimmt ist; 1884 legte er den Grundstein zum Reichs tagsgebäude. In seiner Gegenwart fand 1875 die Enthüllung des Hermannsdenkmals (von Bändel) bei Detmold statt; fünf Jahre später wurde der Cöluer Dom vollendet; 1883 weihte Wilhelm I. das von dem Dresdener Bildhauer Schilling geschaffene Nationaldenkmal auf dem Niederwald ein. Vielfache Förderung erfuhr durch Wilhelm I. auch die Wissen- schaft. Mit seiner Unterstützung wurden in Olympia und Pergamon Ausgrabungen unternommen. Freigebig unterstützte der Kaiser auch Expeditionen zur Erforschung unbekannter Gebiete, gelehrte Untersuchungen und die Herausgabe wissenschaftlicher Werke. Die Entwicklung des Wirtschaftslebens im neuen Deutschen Reiche. 1. Die schädlichen Wirkungen der Freiwirtschaft. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts machte die Entwicklung des Fabrikwesens, die schon hundert Jahre früher begonnen hatte (S. 312), immer größere Fortschritte. Die von Adam Smith begründete und von der Manchesterschule (S. 313) vertretene „Freiwirtschaft" oder der „wirtschaftliche Individualismus", der im Gegensatz zu dem Zunftwesen dem einzelnen (dem Individuum) gestattet, „sein eigenes Interesse auf seinem eigenen Wege zu verfolgen und sowohl seinen Fleiß als sein Kapital in die freieste Konkurrenz