der Germanen und stellt sie seinen Landsleuten als Vorbild hin. Die Frauen standen bei den Germanen in viel höherer Achtung als bei anderen Völkern. Darum wurde die Ehe von ihnen heilig gehalten, und die bei vielen heidnischen Völkern übliche Vielweiberei war ihnen fremd. Tücke, Hinterlist und Lüge verabscheuten sie aufs tiefste. Gegen die Fremden zeigten sich die Germanen sehr- gastfrei und gewährten ihnen Schutz. Diesen guten Eigenschaften standen aber die Neigung zur Unmäßigkeit im Trinken, die Spielwnt und Streitsucht gegenüber. In der Familie herrschte der Vater mit unbeschränkter Gewalt. Für den Haushalt und die Erziehung der Kinder, besonders der Mädchen, sorgte die Frau, während der Mann in den Krieg oder auf die Jagd zog und die Söhne im Gebrauche der Waffen unterwies. Das Feld bestellten die Frauen und die Sklaven. Die Wohnuugen waren nach den Stämmen und Gegenden verschieden. Die Westgermanen, die von den Römern am weiteren Vordringen gehindert wurden, waren in den ersten christlichen Jahr¬ hunderten seßhaft geworden. In Süddeutschland wohnten sie meist in unregelmäßig gebauten Dörfern; im nordwestlichen Deutschland wurden einsam liegende Einzelhöfe bevorzugt. Die Germanen bauten ihre Wohnuugen aus Baumstämmen oder Flechtwerk und Lehm (Abb. 1). Das Dach fertigten sie aus Stroh oder Schilf. In der Mitte der Wohnung befand sich der Herd. Der Rauch mußte sich seinen Weg durch die Türöffnung suchen. Den Hausrat bildeten Tische und Bänke. Fürsten besaßen gewöhnlich eine größere Halle zur Bewirtung und Beherbergung der Gäste. Den Hof umgab meist ein hoher Zaun. Nahrung. Die alten Deutschen nährten sich von Fleisch, Milch, Käse, Haferbrei und den Beeren des Waldes. Sie ver- Freytag, Spiel und Lied bei den alten Deutschen. B. 152. G. P. R. I, 257. Das Lehmannsche Bild: „Germanisches Gehöft" stellt das Gehöft eines wohlhabenden germanischen Freien dar. Es ist von einem Pfahlzaun umgeben, durch den ein roh verziertes Tor führt. Die Häupter geopferter Tiere bilden den schauerlichen Schmuck des Gehöftes. Das Wohnhaus ruht auf einem Unterbau von unbehauenen Steinen und besteht aus ineinander gefügten Baumstämmen. Die Zwischenräume sind mit Rutengeflecht ausgefüllt, das mit Lehm beworfen ist. Das Dach ist aus dichten Schilflagen her¬ gestellt. An der Giebelfeite des Hanfes läuft eine Vorhalle entlang. — Der Hofherr kehrt eben mit feinen Gen offen, die wie er als Freie langes Haar tragen, von der Jagd zurück und wird von feiner Frau und ben Kindern empfangen. Am linken Handgelenk trägt er einen Armring. Ein Unfreier, kenntlich an dem geschorenen Haupte, bringt in einem Weidenkorbe Rettiche. Eine Magd zerreibt in der Nähe des Hanfes zwischen zwei Steinen (Hand- mühle) Getreibekörner.