387 von ihr geschaffene kleine Flotte (S. 375) nicht halten und wurde unter dem Gespött des Auslandes öffentlich versteigert. Da der neue Deutsche Bundestag die Gründung einer Kriegsflotte ablehnte, so über- nahm Preußen den Schutz der deutschen Seeinteressen allein. Es kaufte bei der Versteigerung der deutschen Flotte die beiden besten Schiffe und erwarb 1853 von Oldenburg ein Gebiet am Jadebnsen, um an der Nordsee einen Kriegshafen anlegen zu können. Dieser wurde 1869 unter dein Namen Wilhelmshaven eröffnet. Ein besonderer Förderer der preußischen Flotte war Priuz Adalbert, ein Neffe Friedrich Wilhelms III. Er ist der erste Hohenzoller, der den Admirals- titel erhalten hat. Während der zwischen Österreich und Preußeu bestehende Gegen- satz eine Einigung Deutschlands verhinderte, hatten sich die politischen Verhältnisse durch das Auftreten Napoleons III. verschoben. Frankreichs Vorherrschaft in Europa unter Napoleon III., 1852—1870. Der 1848 auf 4 Jahre gewählte Präsident Louis Napoleon (S. 373) hatte allmählich das Heer auf seine Seite gezogen und durch Aufrechthaltung von Ordnung und Ruhe auch die Sympathien der Bürgerschaft gewonnen. Um seine Wiederwahl zu sichern, ließ er in der Nacht zum 2. Dezember 1851 die hervorragendsten Mitglieder der Opposition verhaften, warf den in- folgedessen in Paris ausbrechenden Aufstand nieder und ertrotzte so eine 10 jährige Präsidentschaft. Durch eine künstlich geleitete Volksabstimmung wurde er 1852 zum Kaiser gewählt und nannte sich Napoleon III. Um sich die Gunst des eitlen französischen Volkes zu erhalten, suchte er die Vor¬ herrschaft Frankreichs in Europa zu begründen. Er betonte überall das Nationalitätsprinzip und fand so Gelegenheit, durch Einmischung in kriegerische Verwicklungen den französischen Waffen neuen Ruhm zu erwerben. Deutschland und der Krimkrieg, 1853—1856. Der russische Kaiser Nikolaus I. wollte sein Machtgebiet bis Konstantinopel erweitern und darum der Herrschast des Sultans, des „kranken Mannes", in Europa ein Ende machen. Um sich jeden Augenblick in die türkischen Angelegenheiten einmischen zu können, beanspruchte er das Protektorat über alle griechischen Christen. Die Pforte versicherte sich aber des Beistandes von Frankreich und England, die eine Vergrößerung Rußländs nicht zugeben wollten, und lehnte die russischen Forderungen ab, bestätigte jedoch den christlichen Untertanen feierlich das Recht freier Religionsübung. Die Russen besetzten die Moldau und Walachei und schickten eine Flotte nach der Halbinsel Krim. Der Übergang der Russen über die Donau wurde zwar durch die Türken verhindert, die türkische Flotte aber von der russischen im Hafen von Sinope vernichtet. Da mischten sich Frankreich und England in den Krieg ein und unternahmen eine Expedition nach der Krim. Die Kämpfe der Westmächte mit Rußland drohten ganz Europa in den Krieg 25*