Friedrich der Große. 145 2. Kurze Übersicht über den Verlauf des Siebenjährigen Krieges. а. Durch den überraschenden Angriff auf Sachsen versicherte sich Friedrich der reichen Machtmittel dieses Landes und gewann zugleich die günstigste Offensivstellung gegen Österreich. (Zernierung der sächsischen Truppen bei Pirna, Sieg über das österreichische Entsatzheer bei Lobositz am 1. Oktober 1756, Kapitulation der Sachsen am 16. Oktober.) I). Das Jahr 1757 war das Jahr „der großen Offensive Friedrichs", in welchem er vergebens versuchte, seinen gefährlichsten Gegner, Österreich, durch rasche und vernichtende Schläge zum Frieden zu zwingen. (Siegreiches Vordringen der Preußen nach Böhmen, Besiegung der Österreicher bei Prag 6. Mai, Belagerung Prags, Niederlage Friedrichs im Kampfe gegen das österreichische Lntsatzheer bei Kollin J8. Juni, Rückzug aus Böhmen; siegreiches Vordringen der Feinde von allen Seiten; im Westen: Niederlage der Hannoveraner bei Hastenbeck, Abschluß der schmählichen Konvention von Zeven, Einmarsch der Franzosen in Thüringen, Vereinigung mit der Reichsarmee bei Erfurt; im Dsten: Sieg der Russen bei Groß-Jägersdors über Lehwaldt —Zurückweichen der Feinde infolge irreführender Nachrichten vom Petersburger Hofe —; siegreicher Vorstoß des Königs gegen die Franzosen bei Roßbach 5. November, während Friedrichs Abwesenheit Niederlage Winterfelds bei Moys und des schlesischen Hauptheeres bei Breslau 22. November. Friedrichs glänzender Sieg bei Leuthen 5. Dezember vertreibt die Österreicher wieder aus Schlesien.) б. Auch im Jahre 1758 zeigten die Feldzüge des großen Königs noch den Charakter einer kräftigen Offensive, die infolge des für Preußen günstigen Umschwungs der englischen Politik auf dem westlichen Kriegsschauplätze die besten Erfolge zeitigte. In England wurde der Vertrag von Zeven verworfen, England und Preußen schlossen im April ;?58 ein engeres Bündnis, in welchem sie sich verpflichteten, Friedens- und Waffenstillstandsverträge nur im gegenseitigen Einverständnis abzu¬ schließen, die hannoversche Armee wurde reorganisiert und dem Dberbefehle des Herzogs Ferdinand von Braunschweig unterstellt. Dieser trieb die Franzosen über den Rhein zurück und schlug sie bei Krefeld (23. Juni). Friedrich selbst hatte einen erfolglosen Vorstoß nach Mähren unternommen und mußte sich nach dem gefährlichen Rückzuge gegen die Russen wenden, die er am 25. August bei Zorndorf zurückschlug. Dann wandte er sich nach Sachsen, wo sich sein Bruder Heinrich nur mühsam gegen die Österreicher behauptete. Auf dem Wege nach Schlesien, wo er Neiße entsetzen wollte, wurde er bei Hochkirch (j<*. Oktober) von Daun überfallen und geschlagen, erreichte aber seinen Zweck dennoch, Neiße wurde entsetzt, Schlesien und Sachsen behauptet. d. Im Jahre 1759 wurde Friedrich durch die beginnende Erschöpfung seiner Finanzen und immer schwieriger werdende Rekrutierung seiner Heere bereits gezwungen, seine Kriegsführung wesentlich defensiv zu gestalten. Im Westen erwehrte sich der Herzog Ferdinand der Franzosen nach einer Niederlage bei Bergen durch die siegreiche Schlacht von Minden (j. August); im Dsten aber vermochte der General wedell die Russen nicht aufzuhalten, er wurde bei Ka^ (unweit Züllichau) geschlagen, die Russen vereinigten sich in der Nähe von Frankfurt mit Laudon und brachten dem zum Schutze Berlins herbeieilenden Könige bei Kunersdorf (j2. August) eine vernichtende Niederlage bei; nur die Trennung der Gegner rettete Friedrich vor dem Untergange. Auch Sachsen ging den Preußen verloren. (Gefangennahme des Generals Finck bei Maxen.) Rußland und Österreich wähnten sich des endgültigen Sieges so sicher, daß sie sich bereits in einem neuen vertrage in den Preis des Sieges teilten (April *760). Jahn, Zur deutschen Geschichte. II. Teil. 10