92 Neueste Geschichte seit 1815 bis zur Gegenwart. § 218. enthoben und zum Gouverneur von Böhmen ernannt. An seine Stelle trat Mantenffel. Dieser rückte nach mehreren Gefechten an der Tauber bis Würzburg vor und besetzte die Stadt. Währenddessen drang der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin mit einem Reservekorps über Bayreuth bis Nürnberg. Weitern Gefechten machte die bald darauf eintretende Waffenruhe ein Ende. 6. Fortgang des Kampfes in Österreich. Nach der Schlacht bei Köuiggrätz stand den Preußen der Weg nach Wien offen. Benedek zog sich über Königgrätz nach Olmütz zurück, um die Preußen von der Straße nach Wien abzulenken. Ihm folgte die zweite Armee unter dem Kronprinzen. Die erste Armee unter König Wilhelm und Prinz Friedrich Karl zog auf Brünn, während die Elbarmee unter Herwarth von Bittenfeld über Jglau den geradesten Weg nach Wien einschlug. Generalmajor von Rosenberg besetzte Prag ohne Widerstand. Bei Tobitschau, südlich von° Olmütz, bestand die zweite Armee am 15. Juli ein ernstes Gefecht und schnitt die noch bei Olmütz stehenden österreichischen Truppen von Wien ab. Das königliche Haupt- quartier befand sich zuletzt in Nikolsbnrg. Dort wurde am 22. Juli ein Waffenstillstand geschlossen, der am 26. Juli auf vier Wochen ver- längert wurde. 7. Der Krieg in Italien und zur See. In Italien ttutrett die österreichischen Waffen siegreich. Erzherzog Albrecht schlug die Italiener unter Lamarmora bei Cnstozza unweit Verona am 24. Juni, und die österreichische Flotte unter Tegetthoff errang bei der Insel Lissa im Adrtattjchert Meere am 20. Juli einen glänzenden Sieg über die ita- lieuische Flotte unter Persano. Nur den Erfolgen der preußischen Waffen dankte Italien den Gewinn Veneziens, das der österreichische Kaiser Italien überließ, um beim Fortgange des Krieges seine gesamte Truppenmacht gegen Preußeu verwenden zu können. 8. Die Friedensschlüsse. Dem Waffenstillstände zu Nikolsburg in Mähren folgte am 23. August der Friede zu Prag. Der Kaiser von Osterreich war mit der Auflösung des Deutschen Bundes einverstanden und willigte in die Bildung eines neuen Bundes unter Preußens Führung, der die Staaten nördlich vom Main umfassen sollte, ver- zichtete auf ferne Rechte an Schleswig-Holstein und zahlte 60 Millionen Mark Kriegslasten1),- auch erkannte er die Besitzveränderungen irrt vor¬ aus an, die Preußen in Norddentfchland vornehmen werde, sofern sie nicht das Königreich Sachsen betreffen2). Mit den süddeutschen Staaten schloß Preußen getrennte Friedens- vertrage zu Berlin ab. Der Großherzog von Baden war der erste, *) Die Kriegskosten betrugen 120 Millionen Mark,- dagegen erhielt Österreich für Abtretung Holsteins 60 Millionen Mark, so daß es tatsächlich nur 60 Millionen Mark zu zahlen brauchte. 2) Quellenbuch S. 406.