— 4 — machte sie Karl II., Philipps Sohne einer späteren Ehe, streitig, weil nach dem in mehreren belgischen Provinzen geltenden Heimfalls recht (Devolutionsrecht) die Töchter erster Ehe ein Erbrecht vor den Söhnen zweiter Ehe hätten. Ludwig zögerte nicht lange, dieser Ansicht seiner Rechtsgelehrten mit den Waffen Nachdruck zu geben und begann den sogenannten Devolutionskrieg (1667-68). Im Jahre 1667 eroberte Turenne einen Teil von Flandern und Hennegau, und Conds besetzte die Freigrafschaft Burgund (Franche-Comte). Das erschöpfte Spanien vermochte der französischen Über- macht nur wenig Widerstand entgegenzusetzen und forderte vergeblich den Schutz des Kaisers und Reiches. Allein die von dem klugen holländischen Ratspensionär Jan de Witt zur Erhaltung des politischen Gleichgewichts zu stände gebrachte Tripelallianz von England, Holland und Schweden zwang Ludwig im Mai 1668 zu dem Frieden von Aachen, in welchem er die Franche-Comts an Spanien zurück- gab, aber mehrere wichtige Plätze an der niederländischen Grenze, z. B. Lille, Tournai, Charleroi, behielt. So verdankte es Karl II., der Enkel Philipps II., vornehmlich den protestantischen Holländern, daß der größte Teil der Niederlande in seinem Besitze blieb. (Die weiteren Eroberungskriege Ludwigs siehe unten.) Geleitet von seinem Beichtvater, dem Jesuiten Tellier, schloß sich Ludwig den Bestrebungen der Jesuiten an und suchte eine Glaubenseinheit im Lande herzustellen. Er befahl Gewaltmaßregeln gegen die Hugenotten, schloß sie von allen öffentlichen Amtern aus, und seine Dragoner erlaubten sich den Hugenotten gegenüber jeden Frevel. 1685 Endlich hob er 1685 das Edikt von Nantes auf, und nun erst begannen die Dragonaden in ihrer vollen Scheußlichkeit. 50000 Familien verließen das Land des Despotismus und fanden als Refugiss freundliche Aufnahme in Holland, England, in der Schweiz und Brandenburg, wo sie dort noch nicht bekannte Zweige französischer Gewerbtätigkeit einbürgerten. und üppige Hvfleb^L, mit dem sich Ludwig umgab, ent- faltete sich , wo in einer öden Gegend seine Herrscherlaune und leidenschaftliche Baulust mit unendlichen Kosten den großartigsten Königsbau und den prachivollsten Park schuf. Hier übten sich die Höflinge, die aus dem einst so stolzen Volksadel hervorgegangen waren, in sklavischer Unterwürfigkeit gegenüber ihrem Herrn, dem König Sonne (Boi soleil). Unter strenger Etikette und äußerer Kirchlichkeit, auf die der „allerchristliche" König hielt, barg sich erbärmliche Gesinnung und sittenloser Lebenswandel. Der König selbst scheute sich nicht, neben seiner Gemahlin ständig eine anerkannte Maitresse zu halten, und das schlimme Beispiel des Hofes verbreitete sich im Volke, die sittlichen Grundlagen des Staates auch im Familienleben zerstörend. Soviel Elend Ludwig XIV. durch sein Hofleben und seine ununterbrochenen Kriege, die schließlich die Staatsfinanzen ruinierten, verbreitete, so hat er doch das goldene Zeit alter der französischen Literatur und Kunst herbeigeführt. Die Dichtkunst erreWe^elne^nie geahnte Höhe^ Corneille und Racine glänzten als Trauerspiel- dichter; Molidre wurde der Vater des französischen Lustspiels; La Fontaine war ein ausgezeichneter Fabeldichter. Der sittlich ernste Bischof F6n6lon ist bekannt durch seinen Erziehungsroman „die Abenteuer Telemachs", den er als Erzieher der Enkel des Königs schrieb. Als Kanzelredner und Geschichtschreiber glänzte Bossuet. Durch Poussin und Claude Lorrain wurde die Landschaftsmalerei besonders ausgebildet, und Lu ll Ys Opern fanden viele Nachahmer. In der Baukunst kam durch Ludwig XIV. nicht nur in Frankreich, sondern auch in Deutschland der Barockstiel zur Herrschaft.