— 42 — Seiten mit großer Erbitterung, jedoch mehr zum Nachteile der Sachsen als der Franken dreiunddreißig Jahre lang ununterbrochen fortgeführt. Er hätte wohl früher zu Ende gebracht werden können, wenn nicht die Treulosigkeit der Sachsen gewesen wäre. Es ist schwer zu sagen, wie oft sie besiegt waren und sich unterwarfen, wie oft sie ohne Zögern Geiseln stellten und die zu ihnen geschickten Beamten aufnahmen. Einigemal waren sie so ge¬ schwächt, daß fie selbst dem Götzendienste zu entsagen und den christlichen Glauben anzunehmen gelobten. Aber sie waren auch sogleich wieder bei der Hand, das Gegenteil zu tun, und es ist, seitdem der Krieg seinen An> fang nahm, kaum ein Jahr verflossen, in dem die Sachsen sich nicht fo schwankend erwiesen hätten. Aber in seinem hohen Sinne und in seiner im Glück wie im Unglück sich gleichbleibenden Beharrlichkeit ließ sich der König durch keinen Wankelmut der Sachsen ermüden noch von dem, was er sich vorgenommen hatte, abbringen. Vielmehr ließ er ihnen nie ihr treuloses Verhalten ungestraft hingehen, fondern entweder zog er in eigener Person gegen sie zu Felde oder schickte feine Grafen mit Heeresmacht gegen sie aus. Nachdem er zuletzt alle, die ihm Widerstand geleistet hatten, 'besiegt und unterjocht hatte, führte er zehntaufend Mann mit Weib und Kind aus ihren Wohnsitzen zu beiden Seiten ber Elbe fort und siedelte sie in verschiedenen Gegenden Deutschlands und Galliens an. Der Krieg, der sich durch fo viele Jahre hingezogen, nahm endlich ein Ende unter ben vom Könige ge- "ellten unb von ben Sachsen angenommenen Bebingungen, baß bie Sachsen bem heibnischen Götzenbienste unb den heidnischen Religionsgebräuchen ent- sagten, bie Sakramente bes christlichen Glaubens annähmen unb mit ben Franken zu einem Volke sich verbänben. In biesem Kriege, burch einen so langen Zeitraum er sich auch hinzog, kämpfte Karl selbst boch nicht mehr als zweimal in orbentlicher Feldschlacht mit bem Feinbe, bas erste Mal bei Detmolb, bas zweite Mal an ber Hasa (Hase bei Osnabrück). In biesen beiden Schlachten erlitten bie Feinbe eine solche Nieberlage, baß sie ben König nicht mehr herauszufordern wagten. Viele Männer vom fränkischen wie vom fächfifchen Abel würben in biefem Kriege hinweggerafft. Währenb feines Verlaufes wurden in verschobenen Säubern so viele und so schwere Kriege, bie sich gegen bie Franken erhoben, durch die Tätig¬ keit des Königs durchgeführt, daß man billig im Zweifel ist, ob man an ihm mehr die Ausdauer ober fein Glück bewunbern soll. Denn zwei Jahre vor dem Kriege gegen die Langobarden hatte der sächsische Krieg seinen Anfang genommen, und obwohl er ununterbrochen fortbauerte, fo blieb boch nichts von anberroeitigen Geschäften ungetan, noch ging man irgenbtvie einem gleich mühevollen Kampfe aus bem Wege. Denn ber König, ber alle Fürsten feiner Zeit an Klugheit unb Seelengröße überragte, ließ sich von nichts, was zu unternehmen und auszuführen war, durch Mühen ab¬ halten oder durch Gefahren abschrecken, sondern er hatte sich gewöhnt, alles, wie es kam, zu bestehen und zu ertragen. $u dem Jahre 782 erzählt Einhard in seinen „Jahrbüchern" ausführlicher folgendes: Zu Anfang des Sommers, als es bereits hinlänglich Futter gab, um mit einem Heere ausziehen zu können, beschloß der König, nach Sachsen zu gehen, um daselbst, wie alljährlich im Frankenlande zu geschehen pflegte,