— 73 — einem vom Papst anberaumten Tag und Ort vor der Versammlung der deutschen Fürsten seinen Anklägern gegenübertrete und nach i>em Richter- spruch des Papstes entweder das Reich behalte oder willig aufgebe; daß er ferner auch nach der Freisprechung dem Papste immer untergeben und seinem Befehle gehorsam bleiben und alle seine Vergehen gegen die Kirchen- gesetze wieder gut machen wolle. Im Übertretungsfalle aber sei die Lösung vom Banne ungültig, und die Fürsten sollten, ohne ihn weiter zu hören, einen anderen König wählen." Heinrich int Kampf mit seinen Gegenkonigen und seinen Söhnen. Heinrichs Gegner unter den deutschen Fürsten warteten aber den Schieds- spruch des Papstes nicht ab. Sie versammelten sich in Forchheim und wählten an Heinrichs Stelle Rudolf von Schwaben zum Könige, nachdem er der Kirche die freie Bifchofswahl und den Fürsten sortan die Wahl des Königs zugestanden hatte. Ausdrücklich wurde das deutsche Reich für ein Wahlreich erklärt und von den Fürsten folgender inhaltsschwere Be- Muß gefaßt: „Die königliche Gewalt über Deutschland kann niemandem durch Erbrecht zufallen, wie dies früher Sitte gewesen; sondern ein Sohn des Königs kann die Krone nur durch freiwillige Wahl erlangen. Wenn ein solcher die dazu nötigen Eigenschaften nicht hat, oder das Volk ihn nicht will, so steht es in der Macht des Volkes, wen es will, auf den Thron zu erheben." In dem nun ausbrechenden Bürgerkriege war Heinrich wenig glücklich. Er wurde im Jahre 1080 bei Flarchheim (bei Mühl- hausen i. Th.) und bei Hohenmölsen (unweit Lützen) geschlagen. In dieser Schlacht verlor Rudolf die rechte Hand, mit der er seinem Kaiser einst die Treue gelobt hatte, und starb an der Verwundung. Heinrichs Übergewicht war jetzt so groß, daß er an einen Zug nach Rom denken konnte. Hier hatte der Papst inzwischen aufs neue den Bannstrahl gegen den König geschleudert. Nachdem ihn Heinrich hatte absetzen und einen Gegenpapst wählen lassen, ging er im Jahre 1081 nach Italien, um Rache an Gregor zu nehmen. Den weiteren Kampf in Deutschland hatte er seinem tapferen und umsichtigen Schwiegersohn, Friedrich von Hohenstaufen, über- tragen. In Italien fielen Heinrich die Lombarden zu, und nun zog er vor Rom, wo sich Gregor befand. Dreimal belagerte er die stark befestigte Stadt, bis im Jahre 1084 die Römer dem Könige die Thore öffneten. Nun erhielt Heinrich von feinem Papste die Kaiferkrone und schloß Gregor in der Engelsburg ein. Als der Normannenherzog Robert Guiscard mit starkem Heer zur Befreiung Gregors heranrückte, kehrte Kaiser Heinrich nach Deutschland zurück. Gregor wurde zwar von dem Normannenherzog Robert Guiscard befreit, mußte aber vor dem Haffe der Römer in die