— 58 — österreichischen Niederlande (Belgien) mit dem Titel eines König- reichs Burgund einzutauschen. Aber auch hiergegen erhob der Herzog von Pfalz - Zweibrücken Einspruch, und Friedrich II. begründete mit zahlreichen Reichsfürsten den deutschen Fürsten- bund (1785) zu gegenseitigem Schutze gegen alle Eingriffe und Neuerungen in der bestehenden Reichsordnung. Infolgedessen ließ Joseph seine Pläne auf Bayern fallen. Der Fürstenbund aber zerfiel wieder nach dem Tode seines Gründers. § 39- 8. Ariedrichs des Hroßen Wegententätigkeit. Seit dem zweiten schleichen Kriege hieß Friedrich II. im Volksmunde „der Große". Er verdient diesen Ehrennamen nicht allein wegen seiner Kriegstaten, sondern auch durch die väterliche Fürsorge für sein Land, die er für seine erste Pflicht ansah. Mit einer erstaunlichen Arbeitskraft und unermüdlichen Tätigkeit wirkte er bis in sein hohes Alter zum Wohle des Staates, als dessen „ersten Diener" er sich bezeichnete. Er klagte wohl gelegentlich darüber, daß der Tag nur 24 Stunden habe. Er prüfte und bestimmte alle Staatsangelegenheiten selbst. In kurzen, schlagenden Randbemer- kungen erfolgte auf den Eingaben sein Entscheid. Häufig unternahm er wie sein Vater Rundreisen, um die Truppen zu besichtigen und die Entwicklung der Provinzen zu beobachten. So blieb die Ver- waltung in demselben vorzüglichen Zustande wie unter Friedrich Wilhelm I. 1. Heerwesen. Die Hauptsorge des Königs galt dem Heere, das unter ihm bis auf 200000 Mann vermehrt wurde. Da die Einwohnerzahl des Staates zuletzt 6 Million betrug, war das stehende Heer verhältnismäßig drei- bis viermal so stark wie im jetzigen Deutschen Reiche. Die Mannschaften bestanden nur zum kleineren Teil aus Landeskindern, mehr als die Hälfte wurde durch Werbungen in den anderen deutschen Ländern oder im Auslande zusammengebracht. Fast durchweg ging das Heer aus den unteren Klassen der Bevölkerung hervor. Dagegen wurden die Offiziere fast nur dem Landesadel entnommen. Für eine bessere Ausbildung des Offizierstandes sorgte die von Friedrich in Berlin gegründete Kriegsakademie. Sehr glücklich war der König in der Wahl seiner Heerführer, von denen Schwerin, Keith, Zieten, Sehdlitz, sowie der Herzog von Braunschweig und Friedrichs Bruder, der Prinz