124 VI. Zeitalter Friedrichs des Großen. Die Erhebung Preußens zur Großmacht. 1740-1786. A. Die Umgestaltung durch die Kriege. § 31. Friedrich II. bis zum ersten Schlesifcheu Kriege. Die politischen 1. Die politischen Verhältnisse in Europa. Die Entwicklung in^Europa^ Mitteleuropas und die Zukunft Deutschlands hingen davon ab, welchen Gebrauch der Nachfolger Friedrich Wilhelms I. von der großen Macht, die sein Vater ihm hinterließ, machen könne und würde. Im Osten erhob sich drohend der russische Koloß, dem das halb anarchische Polen nicht mehr gewachsen war. Im Südosten kam der Fortbestand Österreichs in Frage, sobald Karl VI. die Augen schloß. Im Norden Deutschlands hatte das Kurfürstentum Hannover einen starken Rück- halt an dem der Seeherrschaft mächtig zustrebenden England gewonnen, seitdem seine Dynastie dort herrschte, die noch lange Zeit sich mehr welfisch als englisch fühlte. Im Westen war Frankreich noch immer nicht so entnervt, daß nicht seine so stark zentralisierte Macht für Deutschland und Mitteleuropa eine Gefahr gebildet hätte. Bescherte das Schicksal jetzt Preußen keinen Herrscher, der seiner Aufgabe gewachsen war, so brach Deutschland in sich zusammen, und die Mitte Europas fiel den von der Seite zustrebenden Mächten zur Beute. 2. Friedrichs Jugend. Aber Friedrich II., Preußens Herrscher, der 24 Jahre alt den Thron bestieg, war seiner Aufgabe gewachsen. Am 24. Januar 1712 geboren, zeigte er trotz schwankender Gesundheit Friedrichs eine zähe Lebenskraft. Bei der Auswahl der Erzieher sah Friedrich Erzieher. Wilhelm auf Tapferkeit, Frömmigkeit und Tüchtigkeit, nicht auf rauhe Strenge. Einer von ihnen, Dnhan, zeichnete sich durch feine Bildung Der Lehrplan. aus. Der Vater setzte die Tagesordnung und den Lehrplan fest, bei dem das Latein ausgeschieden und der Nachdruck nächst der Religion auf die Realien gelegt wurde. Friedrich sollte zu einem tüchtigen Offizier, einem sorgsamen Wirt und einem guten evangelischen Christen Gegensatz erzogen werden. Aber die ganze Erziehung hatte einen streng mili- ^un^Schn^ tärischen Zug, jede persönliche Eigenart sollte zu Gunsten dessen, was der Staatszweck nach des Königs Ansicht erforderte, zurückgedrängt werden. Dem fügte sich der hochbegabte Prinz mit den Jahren immer widerwilliger, besonders seitdem ihn Dnhan in die französische Lek- türe einführte und ihm mit der Bewunderung für die Geistesgrößen des Altertums Vorliebe für die friedlichen Studien einflößte. Sein