148 Die Neuzeit. Ende der überwunden, aber die Fälle der königlichen Eingriffe wurden seltener, und Kabinettsjustiz. ber Qrge Mißgriff Friedrichs in der Müller Arnoldschen Sache führte zur endlichen Beseitigung der Kabinettsjustiz in Zivilsachen. Volksschulwesen. Sistig pflegte Friedrich das noch wenig entwickelte Volksschulwesen. Er sicherte den Lehrern eine feste Besoldung, die er neben freier Wohnung General, und etwas Land auf durchschnittlich 60 Taler bemaß. Durch das General- reglemen??763 Landschnlreglement von 1763 regelte er das Volksschulwesen auf ein Jahrhundert hinaus und setzte seinen staatlichen Charakter für immer fest. Sechs Seminare wurden gegründet. Unterstützt wurde Friedrich auf diesem Gebiete, wo Preußen und Deutschland ihre Stärke gewinnen Hecker. sollten, durch den Konsistorialrat Hecker, den edlen Menschenfreund von tiDgei6tDger.to' Bochow und den katholischen Abt Felbiger. Weniger tat Friedrich für das höhere Schulwesen. Nachdem lauge das Fach- und Realschulwesen Das Gymnasium bevorzugt war, begann Minister von Zedlitz die altklassischen Studien er euzeit. neu zu beleben. In Schlesien benutzte der König die billigen Dienste der Die Jesuiten Jesuiten, denen er wie Katharina II. eine Zuflucht bot, um das katholische im Schienst, h^ere Schulwesen zu heben. Gttinge Pflege Die deutsche Wissenschaft hat dem großen Könige wenig zu verdanken. schST Um bie Universitäten bekümmerte er sich nicht, der Akademie der Wissen¬ schaften in Berlin gab er mit dem Präsidenten Maupertuis ein französisches Gepräge, und an die Spitze der Bibliotheksverwaltung stellte er anstatt eines I. I. Winckelmann oder eines Lessing einen Franzosen. Durch eine Reihe Baukunst, großartiger Bauten (Opernhaus, Palais des Prinzen Heinrich in Berlin, Neues Palais in Potsdam u. a.) förderte er zwar die Architektur, aber seine Vorliebe für das Rokoko (vgl. Tafel XI und XV) hemmte die Entwicklung eines reineren Stils. Der Musik war er sehr zugetan, aber eine eigentliche Friedrich Pflegestätte fand sie in Berlin nicht. Für deutsche Poesie zeigte er kein die?eutschePoe^. Verständnis, aber der Zauber seines Geistes und seiner charaktervollen Er- scheinung, die wundervolle Vereinigung von rein menschlicher mit politisch- kriegerischer Größe, die Reihe seiner weltbewegenden Taten und sein selbst- loses Streben nach Volksbeglückung regten die deutsche Volksseele einmal wieder in ihrer Tiefe auf, erweckten eine nachhaltige Begeisterung und gaben der Poesie einen nationalen Gehalt und die Richtung auf das geschichtlich Große. Friedrich 5. Friedrichs Werk und sein Niedergang. In dem Wirken und und ftin Swat. dem Erfolge Friedrichs des Großen erreichte die aufgeklärte Selbstherrschaft das Höchste, was ihr möglich war. Das gesamte Staatswesen mit Heer und Beamtentum war zu einer vollkommenen Maschine entwickelt, die ein außerordentlicher Geist in allen Teilen belebte und mit der größten Kunstfertigkeit gebrauchte, um zum Wohle seines Volkes die hohen Ziele, die sein Adlerblick ersah, zu erreichen. Aber auf dem Gebiete der inneren Staatsverwaltung und knltnrschaffenden Tätigkeit eröffnete Friedrich keine neuen Wege, keine neue Epoche. Er war nur ein Vollender des Alten, ein Vollender des Werks seiner Vorfahren; er behielt die Trennung der Stände, das alte Heerwesen, die alte Strategie bei, er arbeitete mit dem sSSgkit °Iten Polizeistaat, er erschöpfte den Merkantilismus. Mit seinem Tode bei Beamten 9erte* alles in Verfall, erstarrte und verdorrte. Das Beamtentum, ohne und Volk, inneren Trieb und Geist, arbeitete mechanisch weiter. Die Handel- und