260 Leipzig während der Völkerschlacht. Lazarettbedürfnisse an Bettstellen. Strohsäcken ic. angeschafft und angemessene Lokale zu Lazaretten angewiesen würden. Zwar forderte der Magistrat am 17. Oktober noch zur Lieferung von Lazarettbedürfnissen auf, und es ging auch manches davon ein; aber hier ließ sich mit Wahrheit der Ansspruch anwenden: Was ist das unter so viele! Außer der Nikolaikirche war kein einziges hiesiges öffentliches Gebäude mehr frei; nun erfolgte sogar die Weisung, daß die Häuser ganzer Straßen von ihren Bewohnern geräumt und zu Militärlazaretten eingerichtet werden sollten. Am 18. Oktober früh erneuerte sich die Schlacht mit fürchterlicher Wut. Aber wahrscheinlich mußten die Franzosen bereits vormittags zu ahnen ansangen, daß der Ausgang für sie widrig sein werde. Denn es wurden die französischen Behörden, wenn auch nicht in der Größe ihrer Forderungen, doch in der Art, wie sie solche machten, fanfter und milder. Ja, der Oberaufseher sämtlicher Hospitäler, Marchand, erbot sich nun sogar von freien Stücken, für die hier befindlichen Kranken zu bezahlen. Auch ließ er nicht undeutlich merken, daß die Kranken hier zurückbleiben, die Armee aber Leipzig verlassen würde. Nachmittags brannte das Vorwerk Pfaffendorf nieder, und in dem¬ selben verbrannten mehrere hundert Kranke. Auf dem Brühl entstand durch hereingefallene Kugeln Feuer, das aber von der herbeigeeilten hiesigen Feuer- wehr noch glücklich gelöscht wurde, ehe es weiter um sich griff. Der Andrang der ankommenden Verwundeten wurde immer stärker, aber sie mußten nun mit Schuppen, Scheunen und Ställen sich begnügen. Gegen vier Uhr nachmittags kam der später mit in St. Helena gewesene General Bertrand mit seinem Korps zum Halleschen Tore herein auf hiesigem Markte an. Natürlich mußten wir dieses Korps als ankommende neue Gäste ansehen, und da wir zu den verlangten Erquickungen an Lebens¬ mitteln auch nicht das geringste hatten, so war diesen Hungernden und Dürstenden gegenüber unsere Lage höchst peinlich. Das Bertrandsche Korps konnte auf hiesigem Markte eine halbe Stunde lang sozusagen nur ver¬ schnaufen, dann wurde Marsch geschlagen, und es zog zum Ranstädter Tore hinaus, um zum Rückzüge der französischen Armee nach Weißenfels zu den Weg zu säubern und zu bahnen. Die nächste Nacht brachte Napoleon in hiesiger Stadt zu, und zwar im Hotel de Prusse. Dieser sonst übermächtige Herrscher konnte doch nicht Steine zu Brot werden lassen, noch konnten seine sonst so furchtbaren Garden ihm solches verschaffen. Er mußte mit dem für ihn und fein starkes Gefolge von uns bei den hiesigen Bäckern zusammengeholten geringen Vorrate, der nur 17 Groschen 6 Pfennige betrug, sich begnügen.