172 Eine Aufzeichnung Wilhelms I. am Schlüsse des Jahres 1871. Art. 12. Alle vertriebenen Deutschen werden den ganzen und vollen Genuß aller Güter behalten, die sie in Frankreich erworben haben. Die Deutschen, die die gesetzlich erforderliche Erlaubnis zur Niederlassung in Frank- reich erhalten hatten, werden in alle ihre Rechte wiedereingesetzt und können demnach von neuem ihren Wohnsitz ans dem französischen Gebiete nehmen. Zu Urkund :c. Geschehen zu Frankfurt, den 10. Mai 1871. von Bismarck. Jules Favre. Pouyer-Quertier. Arnim. E. de Goulard. 49. Eine Aufzeichnung Wilhelms I. am Schlüsse des Jahres 1871. Veröffentlicht wie Nr. 50 infolge Königlichen Erlasses an den Minister des Königlichen Hauses vom 31. August 1888. Berlin, 31. Dezember 1871, 11 Uhr abends. Gott war mit uns! Ihm sei Lob, Preis, Ehre, Dank! Als ich am Schlüsse des Jahres 1866 mit dankerfülltem Herzen Gottes Gnade dankend preisen durfte für so unerwartete glorreiche Ereignisse, die sich zum Heile Preußens gestalteten und den Anfang zu einer Neu- einigung Deutschlands nach sich zogen, da mußte ich glauben, daß das von Gott mir aufgetragene Tagewerk vollbracht sei und ich dasselbe nun in Ruhe und Frieden fortbildend, dereinst meinem Sohne Glück bringend hinter- lassen würde, voraussehend, daß es ihm beschieden sein werde, die südliche Hälfte Deutschlands mit der nördlichen zu einem Ganzen zu einen. Aber nach Gottes unerforschlichem Ratschlüsse sollte ich berufen werden, selbst noch diese Einigung herbeizuführen, wie sie sich nach dem von Frank- reich auf das frivolste herbeigeführten ebenso glorreichen als blutigen sieben- monatigen Kriege nunmehr darstellt! Wenn je in der Geschichte sich Gottes Finger sichtlich gezeigt hat, so ist dies in den Jahren 1866, 1870 und 71 geschehen. Der Deutsch-französische Krieg, der wie ein Blitz aus heiterem Himmel herabsiel, einte ganz Deutschland in wenig Tagen, und seine Heere schritten von Sieg zu Sieg und erkämpften mit schmerzlichen Opfern Ereignisse, die nur durch Gottes Willen möglich waren. Dieser Wille stellte mir Männer zur Seite, um so Großes vollbringen zu sollen. Dieser Wille stählte die Gesinnung der Kämpfenden in Hingebung und Ausdauer und nie gekannter Tapferkeit, so daß an Preußens Fahnen und an die seiner Verbündeten sich unvergänglicher Ruhm und neue Ehre knüpfte. Dieser Wille begeisterte das Volk zu nie gekannter Opferwilligkeit, zur Linderung der Leiden, die der Krieg unvermeidlich schlägt. Mit demütig dankerfülltem Herzen preise ich Gottes Gnade, die uns würdig befunden hat, so Großes nach seinem Willen vollbringen zu sollen! Möge diese Gnade ferner uns zur Seite stehen beim Aus- und Ausbau