48 Die Zeit der Französischen Revolution und Napoleons I. §146. Ebensowenig gelang ein Versuch des hessischen Freiherrn und Obersten von Dörnberg, den König Jeröme aus Kassel zu vertreiben, da die westfälischen Truppen, entgegen den Erwartungen Dörnbergs, nicht von Jeröme abfielen. Er flüchtete nach Böhmen und trat in das Korps des Braunschweigers ein. Richteten diese Unternehmungen auch nichts aus, so hatten sie doch das Gute, daß sie den Haß gegen die Fremdherrschaft wachhielten. 6. Napoleons Familienverhältnisse. Napoleon hielt die Zukunft seiner Dynastie nicht für gesichert, da seine Ehe mit Josephine kinderlos geblieben war und keiner seiner Verwandten ein solches Ansehen besaß, wie es zur Nachfolge auf dem Kaiserthron erforderlich schien. Trotz der Beliebtheit Josephinens beim Volke löste er deshalb nach der Ruckkehr aus dem österreichischen Kriege die Ehe auf, ließ die Scheidung durch Senatsbeschluß bestätigen und sah sich nach einer neuen Gemahlin um. Verhandlungen mit dem Petersburger Hofe über eine Verbindung mit einer Schwester Kaiser Alexanders zogen sich in die Länge und zerschlugen sich endlich, weil sich der Freier nicht verpflichten wollte, das Herzogtum Warschau nicht weiter zu vergrößern. Um so entgegenkommender bewies man sich in Wien, wo ein anderer Wind wehte, seitdem der schlaue, nur auf den äußeren Vorteil bedachte Graf (später Fürst) Metternich die auswärtigen Angelegenheiten leitete. Kaiser Franz gab seine Tochter Maria Luise im 1810. Frühjahr 1810 dem Feinde von 1809. 1811 wurde der ersehnte Thron- folger geboren („König von Rom"). 7. Die Festlandsperre. Überblick über die Staaten Europas. (Bunt- karte 11.) Mit England, dem einzigen unbesiegten Gegner, befand sich Frankreich dauernd im Kriegszustände, aber die einzige Waffe, die gegen das Jnselreich noch zur Verfügung stand, war die Festlandsperre. Allerdings litt der englische Handel dadurch großen Schaden, aber ebensosehr litten die Länder, die sich ihm verschließen mußten. Auch konnte die Maßregel niemals ganz durchgeführt werden. Da sich kein französisches Schiff ohne Gefahr auf dem Meere sehen lassen konnte, die Kolonialerzeugnisse aber doch nicht zu entbehren waren, sah sich Napoleon genötigt, Lizenzen (Ausnahme-Befreiungen) zu erteilen. Außerdem sorgte ein umfangreicher Schmuggel, der hauptsächlich von Helgoland, Gibraltar und Malta aus betrieben wurde, für die Verbreitung britischer Kolonialwaren und Fabrikate. Vergebens befahl Napoleon, alle geschmuggelten Waren zu verbrennen. Daß er den Handel und die Industrie Frankreichs durch Schutzzölle und Aussetzung von Preisen zu beleben verstand, war kein genügender Ersatz für den angerichteten Schaden*). Doch gab er fein Verfahren gegen Eng- *) An manchen Orten entstanden unter dem Zwange der Sperre, da man keine Waren aus England beziehen konnte, neue Fabriken, z. B. in Mülhausen i. E. für Baumwolle, in Krefeld für Seide.