Außerdeutsche Staaten. Em Ergebnis des gesteigerten Verkehrs jener Zeit sind die deutschen Familien- namen. Es genügte nicht mehr, Gottfried zu heißen, man mußte wissen, welcher Gottfried gemeint sei. Schon früher hatte man zur Unterscheidung die Ortsbezeichnung mit „von" gebraucht (Friedrich von Staufen). Erblich, also Familiennamen, wurden diese Bezeichnungen beim hohen und niederen Adel seit dem 12. Jahrhundert, ohne daß das „von" ausschließliches Adelsvorrecht geworden wäre. Man gab sie auch nachträglich solchen, die gar keinen Familiennamen geführt hatten; man nannte den bekannten Heerführer aus dem ersten Kreuzzuge Gottfried von Bouillon statt Gottfried, Herzog von Niederlothringen, und sprach von Dietrich von Bern statt vom Ostgoten- könig Theoderich. Langsamer und schwieriger ging die Namengebnng der Bürger vonstatten, bei denen ein geographischer Name nur gebrauchsfähig war, wenn sie ihren Wohnsitz wechselten (Heß, Sachs, Frank, Ulmer). Viele erhielten ihren Namen nach dem Stande oder Gewerbe (Vogt, Schulz, Müller, Meier, Becker oder Beck), nach der Lage ihrer Wohnung (Amtor, Znmstein), nach dem Wahrzeichen ihres Hauses (Krebs, Öchsle), nach einer Eigenschaft (Schwarz, Groß, Reich, Wohlgemut», nach ihrem Vater mit deutscher oder lateinischer Genitivendung (Jakobs, Georgi) oder mit An- fügung von -söhn, im Norden -sen (Mommseni. § 90. Auherdeutsche Staaten. 1. Frankreich unter den späteren Kapetingern. Bei Beginn des Zeit- ranms gehorchte der größte Teil Frankreichs fremden Königen: das König- reich Burgund gehörte zum Deutschen Reiche, ein beträchtlicher Teil im Süden zu Aragonien und der ganze Westen vom Kanal bis zu den Pyrenäen zu England. Dazu kam, daß die Grafen von Champagne und andere mächtige Vasallen der Krone gegenüber fast unabhängig dastanden, so daß das unmittelbar königliche Gebiet sich auf das Herzogtum Francien beschränkte. Es mußte deshalb die Hauptaufgabe der Könige sein, die französischen Länder wieder zu vereinigen. Den ersten bedeutenden Schritt in dieser Richtung tat Philipp II. (als Mehrer des Reiches Angnstus genannt), indem er nach seiner Heimkehr vom dritten Kreuzzuge fast alle englischen Besitzungen in Frankreich eroberte. Seine Nachfolger setzten die Arbeit planmäßig fort, unterstützt durch die aufblühenden Städte und be- günstigt durch den Umstand, daß die Kreuzzüge viele Vasallen hinwegrafften, so daß erledigte Lehen eingezogen werden konnten. Auch dadurch wurde die Ausbildung des Reiches zu einem Ganzen gefördert, daß die verschiedenen Nationalitäten mehr miteinander verschmolzen als die deutscheu Stämme. Ludwig IX., der Heilige, beendete zur Zeit des fünften KreuzzugeS die Albigenferkriege und erweiterte dadurch seine Macht in Südfrankreich. Als er 1270 vor Tunis gestorben war, setzte sein Sohn Philipp III. den 1270. Krieg fort und erreichte von dem dortigen Fürsten die Zahlung eines Tributs. Der folgende König, Philipp IV., der Schöne, geriet wegen der Besteuerung der Kirchengüter in Streit mit dem Papste Bonifatius VIII. Erst desfen zweiter Nachfolger, Clemens V., der als Erzbischof von Bordeaux durch den Einfluß Philipps IV. seine Würde erlaugt hatte, endigte den 6*