Einleitung. § 1. Die Geschichte des preußischen Staates unter- scheidet sich von der Geschichte anderer Reiche dadurch, daß sie uns denselben nicht schon in seinem Ursprünge als ein selbständiges Ganzes vorführt, welches durch die natürliche Begrenzung seines Gebietes oder durch die Stammeseinheit seiner Bewohner von andern Ländern getrennt wird. Denn die Preußische Monarchie bildet in ihrem Anfange keine nationale Einheit etwa wie die ehemaligen deutschen Herzog- tümer; ihre Teile gehören nicht ursprünglich der Lage nach zusammen, so daß sie schon deshalb eine gemeinsame Geschichte haben müßten. Preußen umfaßt vielmehr eine Anzahl früher geschiedener Provinzen, die ihren eigenen Entwickelungsgang genommen haben. Und doch bilden dieselben jetzt ein festgegliedertes Ganzes, durch das Band innerer geistiger Einheit verbunden. Diese geistige und politische Einheit, welche unser engeres Vaterland gegenwärtig darstellt, ist wesentlich die Schöpfung seiner Fürsten, namentlich der Hohenzollern. Darum kann die preußische Geschichte auch nicht be- ginnen mit der Schilderung der Zustände des Gesamtlandes. Die Geschichte Preußens ist vielmehr die Geschichte der alimählichen Bildung und EntWickelung dieses Staates aus ganz geringem Ursprünge zu seiner jetzigen Größe. Dieser Ursprung aber weist uns nach jenen Gegenden hin, wo wir auch heute noch den Mittelpunkt und die Residenz unserer Monarchie erblicken. In der Mark Brandenburg und dem westlich angrenzenden Gebiete haben wir die Wiege des preußischen Staates. Das Land an Elbe und Oder ist der Ausgangspunkt des Reiches der Hohenzollern, das seinen jetzigen Namen einer später erworbenen Proviuz entlehnen mußte. Einteilung der brandenbnrgisch-preußischen Geschichte. Den Grund zu diesem kräftigen Staate, der gegenwärtig die Haupt- und Vormacht des Deutschen Reiches bildet, legte König Heinrich I. durch Gründung der Nordmark auf dem linken Ufer der Elbe. Aber erst unter den anhaltinischen Markgrafen, Werner, Lehrbuch. 1