Die Völkerwanderung. 19 Kaiser Justinian verdanken wir auch das berühmteste Gesetzbuch (Corpus juris), das noch heute von den Rechtsgelehrten studiert wird und bis zum Jahre 1900 zum Teil in Deutschland Gültigkeit hatte. Seit Anfang des neuen Jahrhunderts gilt das deutsche Recht, das „bürgerliche Gesetzbuch". Justinian hatte zwei große Feldherren, Belisar und Narses, die durch siegreiche Kriege in Asien gegen die Perser, in Afrika gegen die Vandalen und in Europa gegen die Ostgoten dem oströmischen Reiche großen Ruhm und eine bis dahin nie gesehene Machtstellung verschafften. Die Vandalen in Afrika wurden durch das Klima und schwelgerisches Leben so entnervt, daß Belisar 534 ihrem Reiche ein Ende machen 534 konnte. In demselben Jahre war Amalaswintha in Italien ermordet worden. Da sandte der Kaiser Justinian seinen erprobten Feldherrn Belisar gegen die Ostgoten nach Italien. Dieser drang von Sizilien aus, unterstützt von der römisch-katholischen Bevölkerung, siegreich vor, nahm ohne Schwertstreich Rom und in raschem Siegeslauf das ganze Reich samt der Hauptstadt Ravenna. Als sich bald danach die Ostgoten unter dem tapferen König Totilas erhoben, vermochte Belisar, jetzt mit einer geringen Macht ausgerüstet, nichts auszurichten; er wurde deshalb von seinem unwilligen Herrn abberufen und der Oberbefehl an Narses übertragen. Mit seinem zahlreichen, wohlausgerüsteten Heere besiegte dieser Totilas 552 bei Taginä und den neuerwählten Ostgotenkönig 552 Tejas im letzten Verzweiflungskampfe in der Schlacht am Vesuv. Gleich dem edlen Totilas (bei Taginä) fand hier Tejas mit den meisten seiner Edlen ein ruhmreiches Ende. Im Jahre 555 war die Unter- 555 werfung der Ostgoten beendet. zk. Die Langobarden. Die Vereinigung Italiens mit dem oft- römischen Reiche war nur von kurzer Dauer. Als der Nachfolger des Kaisers Justinian Narses mit Undank belohnte und ihn seines Statt- Halteramtes entsetzte, rief Narses aus Rache die Longobarden aus den öden Gegenden Pannoniens nach Italien unter ihrem kühnen Könige Alboin, der zuvor schon die Gepiden besiegt und deren König getötet hatte. Die wunderschöne Tochter des gefallenen Gegners, Rosa- munde, hatte Alboin gezwungen, seine Gemahlin zu werden. Im Jahre -568 führte er seine tapferen Scharen nach der Poebene, die nach ihnen 568 den Namen „Lombardei" erhalten hat. In kurzer Zeit hatten die Longobarden das fruchtbare Land bis auf die feste Stadt Pavia, die sich drei Jahre lang tapfer hielt, unterworfen. Später eroberten sie fast ganz Italien, mit Ausnahme des südlichen Teils und der Stadt Ra- venna, die mit Rom zusammen, unter dem Namen Exarchat, dem oft- römischen Reiche verblieb. Alboin behandelte die Römer strenger als einst Theoderich; er betrachtete das Land als Kriegsbeute und ließ den Bewohnern keine politischen Rechte. Beide Völker verschmolzen später fast gänzlich, zumal nachdem die manischen Longo¬ barden auch den katholischen Glauben annahmen. 2*