Die Germanen und das Christentum. 23 es dem Papste; so legte er den Grund zum Kirchenstaate und zur weltlichen Macht des Papstes. Ehe wir nun von Karl dem Großen hören, wollen wir sehen, wie das Christentum zu den Germanen kam, und was Bonifatius zu ihrer Bekehrung getan hat. § 7. Die Germanen und das Christentum. a. Die ersten germanischen Christen. Schon in den ersten Jahr- Hunderten nach Christi Geburt war das Licht des Evangeliums nach Deutschland gedrungen. Zuerst waren an der Süd- und Westgrenze, in den römischen Kolonien an der Donau und am Rhein, christliche Ge- meinden entstanden. In den Wirren der Völkerwanderung waren viele dieser alten Kulturstätten vernichtet. — Alle germanischen Stämme, die sich an der gewaltigen Völkerwanderung beteiligten, nahmen das Christentum an, und zwar fast alle den arianischen Glauben. Die Stämme im Innern, die in ihren alten Grenzen geblieben waren, z. B. die Sachsen, Thüringer, Hessen, saßen noch in der Finsternis des Heidentums; ihnen brachten von Norden her zuerst irische, dann angel- sächsische Missionare das Wort von der Versöhnung. b. Die irischen Missionare. Zu Anfang des siebenten Jahr- Hunderts wirkten am Bodensee die beiden irischen Mönche Kolum- bau und der heilige Gallus. Als sie, vertrieben durch den heidnischen Schwabenherzog, über die Alpen eilten, zog sich Gallus ein Fußleiden zu, so daß er in der Wildnis zurückbleiben mußte; er gründete hier das später so berühmte Kloster St. Gallen, das für Religion, Gesittung und Bildung in Süddeutschland große Bedeutung erlangte. — Der heilige Fridolin hat am Oberrhein das Kloster Säckingen gegründet (vgl. Scheffels „Trompeter von Säckingen"). — In Bayern wirkte der heilige Emmeran, der den Märtyrertod erlitt. Am Main predigte der heilige Kilian, der Gründer des Bistums Würzburg. — Am Niederrhein, in der Nähe von Düsseldorf, legte der heilige Suibert den Grund zu dem Kloster Suiberts-, später Kaiserswerth. c. Bonifatius. Von den angelsächsischen Mönchen ist Willibrord, der Bekehrer der Friesen, und vor allem dessen großer Schüler und Gehilfe Bonifatius zu erwähnen. Bonifatius, um das Jahr 680 zu Kirton in England geboren, entstammte einem edlen angelsächsischen Geschlechte. Sein eigentlicher Name war Winfried, später von seinen geistlichen Mitbrüdern latinisiert „Bonifatius". Schon als Kind hegte er Vorliebe für das Klosterleben, doch erst eine tödliche Krankheit brachte ihm die väterliche Einwilligung. Er wurde ein sehr frommer Mönch und studierte aufs eifrigste. Die Liebe zu seinem Heilande er- weckte in ihm das Verlangen, den heidnischen Germanen das Sicht des Evangeliums zu bringen. Zunächst ging er zu den Friesen und unterstützte hier das Missions- werk des heiligen Willibrord; aber ein erbitterter Krieg zwischen den Franken