Die Renaissance und die Humanisten. 105 bisher nur der geistliche und der Herrenstand, die Ritter und Patrizier, sich Bildung erworben, so beginnt von jetzt an auch der Bürger- stand Interesse daran zu zeigen. § 44- Die Renaissance und die Humanisten. a. Die Kunst. Unter „Renaissance" versteht man die Wieder- geburt oder das Wiederaufleben des klassischen Altertums, insbesondere im Kunststil und in der Baukunst. In Florenz lebten am Furstenhöfe der Media viele Künstler, wie Michelangelo, und Dichter, wie Dante u. a. — Aus dieser Zeit stammen herrliche Bau- denkmäler, z. B. in Rom die herrliche Peterskirche; auch nach Frank- reich wurde dieser Baustil verpflanzt, z. B. ist das Königsschloß der Tuilerien im Renaissancestil erbaut. — In Deutschland waren seit Karl dem Großen viele großartige Bauten entstanden: herrliche Kirchen, prächtige Paläste, schöne Rathäuser und Privathäuser, vom 10. bis zum 13. Jahrhundert im romanischen oder Rundbogenstil, z. B. die Dome Zu Bamberg, Speier u. a.; vom 13. Jahrhundert ab im gotischen oder Spitzbogenstil, z. B. der Kölner Dom, das Straßburger Münster, die Marienburg, der Artushof in Danzig u. a. m.; im Renaissancestil Z- B. der Otto-Heinrichsbau am Schloß zu Heidelberg, das Zeughaus von Schlüter in Berlin, die Fassaden des königlichen Schlosses. (Die Abbildungen von einigen der genannten Bauten erscheinen bei der Heraus- gäbe des III. Teils.) Zu dieser Zeit lebten auch große Künstler. Von den Bild- Hauern und Erzgießern sind zu nennen: in Italien Michelangelo; in Deutschland Peter Bischer, ein berühmter Erzgießer in Nürnberg (Grabdenkmal des heiligen Sebaldus), in späterer Zeit Schlüter zu Berlin (Statue des Großen Kurfürsten). Von den Malern: in Italien außer den schon genannten: Raffael Santi zu Rom (Sixtinische Madonna), Leonardo da Vinci, Correggio zu Parma; in Deutschland: Hans Holbein (Totentanz), Albrecht Dürer zu Nürnberg (Kaiser Maximilian, Marienleben), Lukas Kranach, Hofmaler des Kurfürsten Friedrich des Weisen (Luthers Bildnis), Rubens (Kreuzabnahme), van Dyck, ein Niederländer, der später in England lebte (Karl I. von England), Rembrandt aus Leiden (Kreuzabnahme). d. Die Wissenschaften. Außer der Kunst blühten zu dieser Zeit auch die Wissenschaften, veranlaßt durch die Klassiker der Alten, welche die italienischen Dichter Dante, Petrarca und Boccaccio wieder zur Geltung brachten, und zwar neben den lateinischen auch die griechischen. Nach der Einnahme von Konstantinopel durch die Türken im Jahre 1453 (§ 40, b) zerstreuten sich die griechischen Gelehrten in alle Länder und verbreiteten so die griechische Sprache und Wissenschaft. Die Naturwissenschaft wurde zu dieser Zeit fortgebildet, z. B. durch Kopernikus, geboren 1473 zu Thorn. Anstatt der alten