Die Herkulessage. 243 1. Herkules erstickte den unverwundbaren neme'ischen Löwen, dessen Fell er fortan als Mantel trug; 2. er erschlug die lernäische Schlange (bei Argos), milderen Blut er seine Pfeile vergiftete; 3. er überwältigte den erymantischen Eber (in Arkadien) und brachte ihn lebendig zu Eurystheus; 4. in mehrtägigem Wettlauf erjagte er die der Artemis geweihte Hirschkuh mit ehernen Füßen und goldenem Geweih; 5. er reinigte den Stall des Königs Augtas, indem er einen Fluß hindurch leitete; 6. er verscheuchte die stymphalischen Vögel (am See Stymphalus in Arkadiens welche mit ihren eisernen Federn wie mit Pfeilen schössen; 7. er bändigte den rasenden Stier des Königs Minos auf Kreta und brachte ihn mit nach Griechenland, 8. ebenfalls die sich von dem Fleisch der Fremden nährenden Rosse des Königs Diomedes in Thracien; 9. er besiegte das tapfre Frauenvolk der Amazonen und brachte den goldenen Gürtel ihrer Königin der Gemahlin des Euryftheus; 10. er trieb die Rinder des Riesen Geryon von einer Insel im fernen Westen über die Pyrenäen und Alpen nach Mycenä, riß auf diesem Wege Spanien und Afrika auseinander und richtete dort die „Säulen des Her¬ kules" auf; 11. er holte aus dem fernen Westen die goldenen Äpfel der Hesperiden, trug auf dieser Reise für den Riesen Atlas eine Zeitlang das Himmelsgewölbe, tötete den Erdriesen Antäus, den er in der Luft erstickte, und befreite Prometheus, der zur Strafe dafür, daß er den von ihm aus Ton ge- schaffenen Menschen vom Himmel das Feuer gebracht hatte, an einen Felsen des Kaukasus geschmiedet war; 12. endlich holte Herkules den Höllenhund Cerberus aus der Unterwelt und brachte ihn dorthin zurück. Nachdem Herkules noch manche andere Heldentaten verrichtet hatte, siel er der Rache eines Unholds zum Opfer. Im Kampfe hatte er die schöne Dejanira als Gemahlin gewonnen; als der Centaur Nessus sie ihm beim Ubergange über einen Fluß rauben wollte, erschoß er ihn. Aus Rache riet der Sterbende der Dejanira, mit seinem Blute das Gewand ihres Gemahls zu bestreichen, wodurch sie sich ewig dessen Liebe sichern werde. Sie befolgte den Rat; als aber Herkules das Kleid anlegte, spürte er eine brennende Glut über den ganzen Körper. Um sich von dem Schmerz zu befreien, ließ er sich von seinem Freunde Philoktet, dem er seine Pfeile schenkte, einen Scheiterhaufen errichten und wollte sich verbrennen; da wurde er von Zeus unter Blitz und Donner in den Olymp entrückt und in die Gemeinschaft der Götter aufgenommen. Auch Hera war jetzt versöhnt und gab ihm ihre Tochter Hebe zur Gemahlin. Herkules ist nicht nur das Sinnbild des tatkräftigen dorischen Stammes, sondern des Menschen überhaupt, der, von göttlicher Abstammung, zur Dienstbarkeit auf Erden bestimmt ist, aber trotz mancher Irrtümer unter Mühe und Arbeit sich emporzuringen vermag. 16