Die Reformation der Kirche. — Fortgang der Reformation. 207 wörtlichen Bedeutung jenes Wortes fest und behauptete: „Der gläubige Christ empfängt durch, mit und unter dem Brot und Weine den Leib und das Blut Christi." Beide bekämpften einander in ihren Schriften. Philipp von Hessen wollte die beiden streitenden Parteien gern vereinen, weil sie vereint den Katholiken leichter widerstehen könnten, die auf dem Reichstage zu Speier (). u.) so drohend aufgetreten waren; deshalb ver- anstaltete er Michaelis 1529 zwischen Luther und Zwingli nebst ihren Freunden ein Religionsgespräch zu Marburg. Man einigte sich über die Lehren von der Dreieinigkeit, dem Glauben und der Rechtfertigung, der Beichte, dem Worte Gottes, der Taufe, aber nicht über die vom hei- ligen Abendmahl. Philipps Plan war gescheitert. In der Schweiz kam es bald zwischen den katholischen Kantonen, die sogar einen Bund mit Österreich geschlossen hatten, und den reformierten zum Kriege. LeHtere wurden bei Kappel, nahe vor Zürich, von mehr als doppelter Über- macht überrascht und besiegt; Zwingli selber, der als Feldprediger mitge- zogen war, wurde erstochen. Die Feinde verbrannten seinen Leichnam auf dem Scheiterhaufen und zerstreuten seine Asche. Der Ausbreitung der reformierten Kirche in der deutschen Schweiz war damit ein Ziel gesetzt. d. Die Reichstage zu Speier und Augsburg. Karl V. hatte unterdes Franz I. zum Frieden gezwungen. Er brach 1527 zunächst gegen dessen italienische Bundesgenossen vor; sein Heer eroberte Rom und belagerte den Papst in der Engelsburg. Die meist lutherisch ge- sinnten deutschen Landsknechte verspotteten vor den Augen des Papstes die kirchlichen Prozessionen und riefen Luther zum Papst aus. Franz verzweifelte an fernerem Widerstande und schloß 1529 zu Cambrai an der oberen Schelde mit Karl abermals Frieden. Unter dem Eindruck dieser Erfolge beschloß die katholische Mehrheit auf einem zweiten Reichs- 1529 tage zu Speier, das Wormser Edikt streng durchzuführen, also die Reformation zu unterdrücken. Gegen diesen Beschluß protestierten die Evangelischen, da in Glaubenssachen Stimmenmehrheit nicht entscheiden könne, unter Berufung auf den Reichstagsabschied von 1526. Von nun an hießen die Anhänger der Reformation Protestanten. Kurfürst Jo- Hann und Landgraf Philipp schlössen mit anderen evangelischen Fürsten und einigen Städten ein Bündnis zum Schutz der Reformation; Philipp wollte dasselbe auch auf die Schweiz ausdehnen und veranstaltete deshalb zunächst das Religionsgespräch zu Marburg (f. o.!). Als sich dann die Türken gegen die deutsche Grenze heranwälzten, wollte Philipp diese Gefahr zum Vorteil des Evangeliums ausnutzen; Luther aber schrieb in edler Begeisterung seine „Heerpredigt wider den Türken", in welcher er „jung und alt, Mann und Weib, Knecht uud Magd" zum Kampfe auf- rief; kein Häuschen achtet er zu gering, vor welchem nicht der Türke sollte Haare lassen müssen.