Die französische Revolution. 243 bilden seitdem eine Bundes-Republik mit einem Präsidenten an der Spitze, der alle vier Jahre neu gewählt wird. Washington Meldete dies Amt noch acht Jahre lang. In seinem Testamente schenkte er allen seinen Sklaven die Freiheit und bestimmte große Summen für wohlthätige Zwecke. Seine Gebeine ruhen in der ihm zu Ehren er¬ bauten Bundesstadt der vereinigten Staaten, in Washington. — Auch Franklin hat die Freiheit Nordamerikas noch erlebt; er hat selber im Aufträge seines Vaterlandes den Friedensvertrag unter¬ zeichnet. Sein späteres Leben war ganz dem Wohlthun gewidmet: als er starb, folgte ganz Philadelphia seinem Sarge. 2) Pie französische Uevotution; 1789. a. Ursachen derselben. Friedrich der Große hatte bei seiner letzten Begegnung mit seinem Großneffen, dem spätern Könige Friedrich Wilhelm III., gesagt: „Ich furchte, nach meinem Tode wrrd es bunt durcheinander gehen. Überall liegen Gärungsstoffe, vorzüglich ui Frankreich, und leider nähren sie die regierenden Herren, statt sie zu beruhigen." Die letzten Könige Frankreichs hatten dem Lande zum Unsegen regiert. Ludwig XIV. folgte bei feiner Regierung dem Grund¬ sätze: „Der Staat bin ich!" Das Volk wurde in einer knechtischen Unterwürfigkeit gehalten und von dem Adel und der Gei£tliMpt un^ gestraft unterdrückt und ausgezogen. Die SittenlosiAeit und Ver¬ schwendung erreichte unter ihm eine unbeschreibliche Höhe. Unter seinem Nachfolger Ludwig XV. dauerte die Sittenlosigkeit und Ver¬ schwendung fort; der König ließ sich und sein Volk durch seine Minister und Weiber, namentlich durch die Pompadour, leiten. Während aber Frankreich unter Ludwig XIV. sich noch Ruhm und Länderbesitz erwarb, verlor es im siebenjährigen Land- und Seekriege (1756—1763> in Deutschland und Amerika seinen Kriegsruhm und hier auch seine Kolonieen und erhielt noch dazu eine unermeßliche Staatsschuld. Dazu war die Rechtspflege parteiisch, und die öffentlichen Ämter wurden an Günstlinge ober an Meistbietende vergeben. Neben dem Adel, dem ersten, unb ber Geistlichkeit, bem zweiten Stanbe, würbe ber britte Stanb (Bürger unb Bauern) für nichts geachtet. Abel unb Geistlichkeit besaßen MeiDrittel bes Bobens in Frankreich; bas letzte Drittel gehörte bem OTtfierT^tctnbe, unb auf ihn allein verteilten sich bie brückenben Steuern, welche burch bie Schuldenlast bes Staates nötig unb baburch um so brückenber würben, weil ber König sie nicht burch Beamte erheben ließ, sonbern sie an Unternehmer, Generalpächter, verpachtete, bie sie bann mit unerbittlicher Strenge eintrieben. Sehr verhaßt waren auch bie Haftbriefe, beren sich nicht nur bie Minister, sonbern sogar Günstlinge unb Unterbeamte bes Hofes bebienten, unb burch welche jebermann ohne Verhör unb Gericht in Haft gebracht werben konnte. 16*