Das Frankenreich unter den Merowingern. 39 indem er die nach dem Zusammensturz des weströmischen Kaiser¬ tums in Grallien geschaffene Lage klug ausnutzte, Begründer eines mächtigen germanischen Staates. Ausgezeichnet durch Grausam¬ keit und Hinterlist, wie dtirch Tatkraft und Klugheit, griff er vier Jahre, nachdem er zur Herrschaft gekommen war, 486 Syagrius an, der Herr des noch von den Römern beherrschten Gebietes in Gallien war, und besiegte ihn in der Schlacht bei Soissons1). Die Frucht des Sieges war der Gewinn der bisher römischen Landesteile (zwischen Somme, Maas und der unteren Loire), worauf Chlodowech den Sitz seiner Herrschaft von Door- nick (Tournay) nach Soissons verlegte. Zehn Jahre später wandte sich Chlodowech gegen die Alemannen, die nach dem Abzug der Burgunder von Worms (vgl. Seite 22) sich rheinabwärts ausgedehnt hatten und Nach¬ barn der Franken geworden waren. Zu Anfang des sechsten Jahrhunderts trug er auch über sie in einer Schlacht auf dem linken Ufer des Oberrheins, in nicht näher zu bestimmender Gegend, einen entscheidenden Sieg davon. Indes führte dieser nicht zur völligen Unterwerfung der Unterlegenen, sondern nur zur Einverleibung des Landes links vom Rhein und rechts davon zwischen Main und Neckar, während die weiter südlich wohnenden Alemannen in ein Schutzverhältnis zum Ostgoten¬ könig 'Theoderich traten und erst bei der beginnenden Auflösung des gotischen Reiches sich an das Frankenreich anschlossen. Ohne einen ersichtlichen Anlaß brach der Frankenkönig im Jahr 507 in das Land der Westgoten ein und brachte ihrem König Alarich II. bei Vouille2) eine Niederlage bei. Trotzdem der Ostgotenkönig Theoderich für seine Stammes¬ verwandten in Gallien eintrat, mußten diese an den Sieger das Gebiet nördlich von der Garonne abtreten. Da Chlodowech im Lauf seiner Regierung auch die übrigen Teilkönige der Franken teils durch Gewalt, teils durch Verrat zu beseitigen und sich an ihre Stelle zu setzen wußte, so be¬ herrschte er bei seinem Tod im Jahr 511 ein Reich, das sich von der Garonne bis über den Rhein erstreckte. 3) Chlodowechs Übertritt zum Christentum: Als Chlodowech zur Regierung kam, war er selbst, wie weitaus der größte Teil der Franken, noch Anhänger des Heidentums. *) An der mittleren Aisne. 2) Südlich yon Poitiers.