142 Erste Abtheilung. Dritter Abschnitt. Viertes Kapitel. tern Donau angesiedelt wurde. Aber von den römischen Beamten wie Knechte bebandelt, bereiteten sie bei Adrianopel dem römischen Heere eine furchtbare Niederlage, in der auch Kaiser Valens umkam, wurden jedoch von dem nun folgenden Kaiser Theodosius d. Gr. beruhigt. Dieser, der dem römischen Reiche den letzten Glanz verlieh, 395 th eilte dasselbe vor seinem Tode unter seine beiden Söhne Hono- "■ ~ r-rtus und Arcadius; jener erhielt das weströmische mit der Hauptstadt Rom, dieser das oströmische (griechische, byzantinische) mit der Residenz Constantinopel. Die fortgehenden Angriffe auf die Grenzen des weiten Reichs machten eine dauernde festgeordnete Thei- lung desselben und eine Sammlung der Kräfte in zwei Mittelpunkten notwendig, und es schien unmöglich, die Einheit festzuhalten, da sich in Sitte und Sprache der lateinischen und griechischen Reichstheile, sowie in Lehre und Verfassung der abendländischen und morgenlän- dischen Kirche ein tiefgreifend er Unterschied herausgebildet hatte. Beide Theile, statt sich gegenseitig zu unterstützen, befeinden einander, und nur mit Mühe hält der tapfere Vandale Stilicho, der das west¬ römische Reich für den Knaben Honorius verwaltete, die Westgothen unter Alarich von Italien ab, wohin der oströmische Kaiser selbst sie gewiesen hat. Stilicho sieht sich genöthigt, die westlichen Provinzen von den schützenden römischen Legionen zu entblößen, um Italien zu decken, in welches furchtbare germanische und gallische Völkerschwärme heranrauschten, die durch das Drängen und Treiben der Völker Mitteleuropas infolge des hunnischen Ansturmes in wilde Bewegung versetzt worden waren. Während er diesen Stürmen begegnet, brechen andere germanische Völker, Vandalen, Alanen und Sueven, in Gallien und Spanien ein, überschwemmen Burgunder, Franken und Alemannen Gallien, und diese Provinzen gehen für immer dem Reiche verloren, Stilicho aber, mit schnödem Undanke deswegen des Verraths bezichtigt, fällt fammt seinen germanischen Hülfsvölkern dem Hasse Roms zum Opfer und mit ihm die Stütze des wankenden 410 Reichs. Da bricht Alarich, zornig gegen Rom, in Italien ein, um "• G^r' das vergossene germanische Blut zu rächen, erstürmt und plündert die Hauptstadt, stirbt aber in Unteritalien auf feinem Zuge nach Afrika, und fein Nachfolger gründet in Südgallien und Spanien das west- gothische Reich, während die Vandalen eine Kriegs- und See- räuberherrschaft auf der Stelle des alten Karthago errichten. In Gallien verblieb dem römischen Reiche nur noch ein Landstrich an beiden Seiten der Seine unter der Statthalterschaft des tapfern und regierungskundigen Aötius, der letzten Stütze Westroms, dessen bri- tanische Provinz auch bereits durch an gelsächsische Häuptlinge mit ihren Schaaren besetzt war. Aetius war es, der, vereinigt mit West- gothen und salischen Franken, den verheerend in Gallien einstürmenden Hunnenkönig Attila mit seinem Völkerheere in der entscheidenden ^451^ Weltschlacht bei Chalons a. d. Marne schlägt und Europa vor hun-