— 182 — waren unbegabt, weil sie nur nach dem Alter, nicht nach der Tüchtigkeit aufge- stiegen waren. Auch hatten sich viele mit der neuen Kriegskunst Napoleons nicht bekannt gemacht, weil sie übermütig waren und die Armee Friedrichs des Großen für unüberwindlich hielten. Die jungen französischen Generale aber waren von Napoleon aus den umsichtigsten und tapfersten Offizieren gewählt. Endlich standen nur etwa 100 000 Preußen mit 20 000 Sachsen gegen 220 000 Mann, geführt von Napoleon, dem größten Feldherrn jener Zeit. 40000 Rheinbundtruppen mußten dem fremden Machthaber gegenihredeu rüder in den Kampf folgen. c. Der Zusammenbruch. Bei dem ersten Gefecht fiel (am 10. Okt.) der ritterliche Prinz Louis Ferdinand im Heldenkampfe (Pr. Louis Ferdi- nand; Scherenberg). Vier Tage später, am 14. Oktober IWA-erlitt die preußische Armee bei Jena (Netpoleon gegen Hohenlohe) und Auerstädt (Davoust gegen FerStfimrb von Braunschweig) eine schwere Nieder- läge. (Der Husar von Auerstädt; Gras von Schack.) Der König floh von Thüringen über Berlin, Küstrin nach Ostpreußen, um dort mitdenRussen ein neues Heer zu bilden, während seine Festungen den Feind auf- hielten. Er erwartete, daß die Kommandanten bis zum letzten Blutstropfen ihres Königs Festungen verteidigen würden. Aber die greifen Kom¬ mandanten vergaßenim Schreck über den Sieg der Feinde ihrer Ehre und Pflicht Erfurt, Spandau, Stettin, Küstrin, selbst das starke Magdeburg (8. November) wurden schimpflich übergeben, noch ehe eine Belagerung stattgefunden. Eine flüchtige preußische Armee von 12000 Mann (unter Hohenlohe) ergab sich ebenso schmachvoll ohne Not aus dem Wege nach Stettin bei Prenzlau. Die Franzosen zogen un- gehindert in Berlin ein (27. Oktober). *) Napoleon ließ die Siegesgöttin aus dem Brandenburger Thor in Berlin, den Degen vom Sarge Friedrichs des Großen als Siegeszeichen nach Paris schaffen. In wenig Wochen waren die Franzosen Herren des preußischenLandesbiszurWeichsel hin, und viele Beamte fügten sich mit verächtlicher Kriecherei dem fremden Machthaber. Selbst die Franzosen mußten solch unpatriotische Männer verachten. Ein Berliner verriet dem französischen Befehlshaber einen großen Holzvorrat der preußischen Behörde. „Laßt es liegen," antwortete der Franzose, „damit euer König übrig behalte, um solche Schurken daran aufzuhängen." Das preußische Volk im ganzen hielt sich still und lieferte, was Napoleon verlangte. Noch war es nicht zum Bewußtsein gekommen, was es verloren. *) Minister Stein brachte die Gelder des Staatsschatzes, der Bank und der Seehandlung noch rechtzeitig in Sicherheit. Der Gouverneur von Berlin aber empfahl „Ruhe als die erste Bürgerpflicht".