60 Die römische Geschichte ja, eine Verbindung zwecks Konsulwahl mit ihm angebahnt hat; unb bald darauf ist dem späteren „Vater des Vaterlandes" Catilina der Typus jeglicher Gemeinheit und Verworfenheit! — 4. In die Zeit Cäsars führen uns außer der an Einzelheiten reichen Biographie Plntarchs seine eigenen Schriften am besten ein, die Kommentarien über den gallischen und über den Bürgerkrieg. In jedem Quellenbuch wohl finden sich seine interessanten Mitteilungen über unsere germanischen Vorfahren, auf Erkundigungen beruhend, die er auf seinem zweimaligen Rheinübergang einzog. Die „Geschichte des gallischen Krieges", ein militärischer Rapport des demokratischen Generals an das Volk, wie Mommsen sie charakterisiert, ist wichtig, weil sie uns einen tiefen Einblick in die gallischen Verhältnisse, in gallische und römische Kampfesart tun läßt; ihres kurzen, schlichten und klaren Stils wegen ist sie angenehm zu lesen, wenngleich Cäsars Angaben wohl nicht immer zu trauen ist. Mommsen sagt von ihr: „Über die Schrift vom gallischen Krieg ist eine Helle Heiterkeit, eine einfache Anmut ausgegossen, welche nicht minder einzig in der Literatur dastehen wie Cäsar in der Geschichte." 5. Von der neueren Literatur ist außer den schon genannten Welt¬ geschichten zu verweisen auf Bloch, die ständischen und sozialen Kämpfe in der römischen Republik, ein Werk, das anregend und vielfach auch mit gutem Recht radikal vom Standpunkt der modernen Forschung diese Kampfeszeiten schildert (Leipzig, Teubner, 1900). § 15. Die ständischen und sozialen Kämpfe in der römischen Republik. I. Von der kleinen latinischen Bauerngemeinde hatte sich Rom zur Beherrscherin ber Welt emporgeschwungen. Diese gewaltige äußere Ent¬ wicklung konnte nicht vor sich gehen ohne wirtschaftliche unb soziale Um¬ wälzungen im Innern. Was sollte der alte römische Bauer mit den Schätzen Asiens und Afrikas? Wie sollte sich eine unterdrückte Mehr¬ heit in der Welthauptstadt bas Herrschen unb Reichwerben einer kleinen Minderheit gefallen lassen ? Das Streben nach materieller Besserung und politischer Geltung hat auch in Rom Änderungen der ursprünglichen Ver¬ hältnisse gezeitigt; auch Rom hatte seine soziale Frage, und sie mußte, je nach dem Entwicklungsstadium der äußeren römischen Macht, eine ver¬ schiedene Form annehmen. So finden wir das 5. und 4. vorchristliche