188 Die Geschichte des Mittelalters 2. Tie Mißerfolge der Kreuzzüge. In keinem Verhältnis zu der Begeisterung, welche die Kreuzfahrer erfüllte, und zu den Opfern, die gebracht wurden, stehen die Erfolge der Kreuzzüge. Waserreicht wurde und warum so wenig erreicht wurde, ist die naheliegende Frage. Im ersten Kreuzzuge hatte Balduin mit einem eigenen Heere Edessa erobert und die meisten Küstenfestungen, Akkon, Berytus, Sidon. Nach fünfmonatlicher Belagerung siel durch das Hauptheer Jerusalem. Ein Königreich Jerusalem mit den Vasallenstaaten Edessa und Antiochien wurde gegründet. Der zweite Kreuzzug, der von Konrad III. und Ludwig VII. von Frankreich gegen Emadeddin und Nureddin unternommen wurde, verlief resultatlos. Nur ein Rest des Kreuzheeres gelangte in das gelobte Land und belagerte vergeblich Damaskus. Nach zahlreichen Kämpfen im König¬ reiche Jerusalem wurde die heilige Stadt unter Guido von Lusignan von Sultan Saladin erobert (1187). Der dritte Kreuzzug, welchem durch den Tod Barbarossas im Saleph der geniale Führer genommen war, hatte schließlich wenigstens den Erfolg, daß die starke Festung Akkon wieder erobert wurde. Der vierte Kreuzzug führte nur zur Einrichtung des lateinischen Kaisertums in Konstantinopel. Im fünften Kreuzzuge gewann Friedrich II. durch einen vortrefflichen Vergleich Jerusalem wieder, das aber 1244 auf immer verloren ging. Der sechste und siebente Kreuzzug waren ohne Erfolg. Die letzte Besitzung der Christen Ptolemais (Akkon) erstürmten die Mamelucken 1291. Ein neuer Versuch, das heilige Land zu erobern, wurde nicht ge¬ macht. Tie Gründe für die Erfolglosigkeit liegen in der Eigenart der Kreuzheere und in der eigenartigen Verwaltung der eroberten Gebiete. 1. Die Eigentümlichkeit der Kreuzheere in ihrer Zu¬ sammensetzung und Leitung mußte jeden dauernden Erfolg der Unter¬ nehmer ausschließen. Freilich war die Zahl der Streiter groß; aber niemals ist der Sieg im Kampfe von der Anzahl der Kämpfenden ab¬ hängig. Mut und Opferfreudigkeit, zum großen Teil auch wirkliche Be¬ geisterung fehlte im Heere nicht; das sind Tugenden, die in der Schlacht einen glücklichen Ausgang bedingen, und ohne sie wird kein Sieg erfochten. Aber sie allein reichen für kriegerische Erfolge nicht ans. Die „Zusammen¬ setzung der Kreuzheere war zu verschiedenartig, als daß ein einheitliches,