— 67 — erziehen und übertrug ihnen wohl gar Befehlshaberstellen im Heere. Fast schien es, als ob die Germanen sich der römischen Macht fugten. Da ernannte der Kaiser Augustus einen neuen Statthalter, V a r u s, der sich durch die schwersten Bedrückungen den Haß der Germanen zu- zog. Er legte ihnen Steuern aus und setzte römische Richter ein, die in fremder Sprache und nach fremdem Rechte die freihetts- stolzen Deutschen richteten. Für unbedeutende Vergehen wurden die Ger¬ manen mit Ruten gepeitscht oder gar mit dem Henkerbeile hingerichtet. Die Römer glaubten schon, das einst gefürchtete Volk unschädlich ge- macht zu haben: da erschien den Bedrängten ein Retter. 2. Armins Jugendzeit. Armin, dessen deutschen Namen wir nicht kennen, war der Sohn des Cheruskerfürsten Segimer. Im Teutoburger Walde lag seines Vaters Gehöft. Zum Jüngling herangewachsen, zog er wie viele andere Jünglinge nach Rom. An der Spitze einer cheruskifchen Truppe diente er dem römischen Kaiser fünf Jahre und erwarb den römischen Namen (Amimus), das römische Bürgerrecht und sogar den Rang eines römischen Ritters. Aber der Glanz des römischen Wesens blendete ihn nicht wie so viele andere; er blieb Germane, und die Kunde von den schweren Bedrückungen durch Barus brachte ihn zu dem Entschluß, das verhaßte Joch abzuschütteln. So kehrte er in die Heimat zurück. 3. Die Schlacht im Teutoburger Walde. 9. n. Chr. Armins erster Gang war zu Varus, dem er von Kaiser Augustus wichtige Botschaft überbrachte. Sein ganzes Wesen erweckte Vertrauen, und leicht ließ sich Barus von ihm täuschen. Bald war Armin das Haupt einer Verschwörung der Cherusker und der benachbarten Volks- stamme, und in der Stille sammelte sich in diesen Gauen der Heerbann. Dann wurde dem Varus die Nachricht gebracht, daß sich einige ent- lernte Stämme erhoben hätten, und er zog in Begleitung der Ver¬ schworenen mit seinem Heere dorthin. Unter dem Vorwande, Hilfs- truppen zu holen, verließen die germanischen Fürsten auf dem Wege das Heer, und nun war der heißersehnte Augenblick gekommen. Als sich der langgestreckte Heereszug der Römer mit seinem Troß von Kaufleuten, Knechten, Weibern und Kindern durch die Schluchten des Teutoburger Waldes nur langsam sortbewegte, da fiel plötzlich Armin mit seinen Scharen über die Verhaßten her. Ein Hagel von Pfeilen, Lanzen und Steinen überschüttete die Gegner. Aus jeder Schlucht tauchten Scharen auf, hinter jedem Baume blitzten die Augen kampfes- mutiger Männer; dazu goß der Regen in Strömen und durchweichte den Boden. Drei Tage lang kämpften die Römer gegen die feindliche Übermacht; immer mehr schmolz ihre Zahl zusammen. Annin_ selbst lenkte die Schlacht und kämpfte, wie es heißt, mit der Kraft von zehn Männern. Varus stürzte sich voll Verzweiflung in sein Schwert. Der größte Teil des Heeres wurde vernichtet, der Rest 5*