100 c) D i e gesetzgebende Nationalversammlung 1791—1792. Damit hatte die verfassunggebende Nationalversammlung ihre Pflicht erfüllt; sie löste sich auf und traf die Bestimmung, daß keines ihrer Mitglieder der neuen Kammer angehören dürfe. An ihre Stelle trat die gesetzgebende National- Versammlung. Sie schied sich von Anfang an in eine Rechte, die aus Anhängern des Königtums bestand, und in eine Linke, die sich aus Republikanern zusammensetzte. Die Linke spaltete sich wieder in Girondisten, die gemäßigte Grundsätze vertraten, und in die Jakobiner, die eine Herrschaft der Volks- maffen erringen wollten. Die neue Kammer arbeitete auf den Sturz des Königtums hin, da die Republikaner in der Mehrzahl waren. Sie zwang den Herrscher, an Österreich und Preußen den Krieg zu erklären. Als nun feindliche Truppen den französischen Boden betraten, hetzten die Jakobiner den Pöbel auf. Dieser stürmte die Tnilerien, ermordete des Königs Leibwache und zwang den Monarchen zur Flucht in die Nationalversammlung (10. August 1792). Hier entkleidete man den unglücklichen König seiner Würde und setzte ihn im Temple, einem alten Schlosse der Tempelherren, gefangen. Von jetzt ab stand die National- Versammlung unter der Herrschaft des Pariser Pöbels, der von Männern wie Robespierre, Danton und Marat geführt wurde. Die Königsanhänger wurden verhaftet und im September 1792 massenhaft ermordet. Die Folge der grauenhaften Hinrichtungen war eine völlige Einschüchterung der Bevölkerung, so daß für die neue Kammer viele Jakobiner gewählt wurden. d) Der Nationalkonvent 1792—1795. Der Nationalkonvent verwandelte Frankreich sofort in eine Republik. Der König wurde abgesetzt und angeklagt, mit den Feinden Frankreichs gemein- same Sache gemacht zu haben. Deshalb verurteilte ihn der Nationalkonvent mit einer Stimme Mehrheit zum To d e. Am 21. Januar 1793 endigte Ludwig XVI. unter den Jubelrufen des Pariser Straßengesindels auf der Guillotine. So schwach sich der König oftmals als Herrscher gezeigt hatte, so heldenmütig und standhaft benahm er sich im Angesichte des Todes. Die Ermordung des Königs war das Zeichen zur E r h e b u n g mehrerer Provinzen gegen die Herrschaft der blutigen Jakobiner. In der Vendee und Bretagne scharten sich die Bauern unter Führung des Adels und der Geistlichkeit zusammen und schlugen die Truppen des Konvent' in die Flucht, die zu ihrer Unterwerfung abgeschickt worden waren. Fast gau Südfrankreich griff zu den Waffen gegen den Konvent. Dieser verlor aber keine' Augenblick die Zügel der Herrschaft aus der Hand; er ernannte einen Wohlfahrts- ansschnß mit Robespierre an der Spitze und übertrug ihm die vollziehende Gewalt. Nun kam Einheitlichkeit in die Staats- und Kriegsleitung. Zahlreiche Truppen gingen nach dem Süden; Bordeaux, Marseille, Lyon und Toulon wurden erobert und viele Gegner des Konvents hingerichtet, erschossen oder ertränkt. Frankreich zitterte unter derSchreckensherrschastder Jakobin er. Die Girondisten wurden verfolgt und ermordet, und Trnppenabteilnngen durchzogen mit dem Fallbeil das Land und räumten unter den Gegnern des Konvents auf. Selbst die königliche Familie wurde von den Blutmännern nicht verschont. Die Königin Marie Antoinette,