— 78 — 5. Johann Sigismund (1608—1619) machte nach dem Tode des kinderlosen Herzogs (Johann Wilhelm) von Jülich (1609) Ansprüche auf dessen Hinterlassenschaft, da seine Gemahlin die Tochter der ältesten Schwester des Herzogs war. Da auch der Pfalzgraf (Wolfgang Wilhelm) von Neu- bürg als Sohn der zweiten (noch lebenden) Schwester das Erbe forderte, so entstand der jülich sche Erb folgestreit 1609. Derselbe endete mit einem Vergleich (Teilungsvertrag zu Xanten 1614), in welchem der Kurfürst von Brandenburg, der (1613) zur reformierten Lehre übergetreten war, Kleve, Mark und Ravensberg, der katholisch gewordene Pfalzgraf Jü- lich und Berg (mit Düsseldorf) erhielt. Nach dem Tode seines Schwieger- vaters, des Herzogs von Preußen, vereinigte der Kursürst dessen Land mit Brandenburg 1618. Das Kurfürstentum Brandenburg umfaßte unter Friedrich I. 535, unter Joachim Friedrich 716 Q.-Meilen; durch Johann Sigismunds Erwerbungen wuchs der Staat bis auf 1472 Q.-Meilen. B. Preußen. Der Hochmeister Albrecht von Brandenburg trat 1525 der Re¬ formation bei und nahm Preußen als erbliches Herzogtum von Polen Zu Sehen. Sein Sohn, der blödsinnige Herzog Albrecht Friedrich (1568—1618), hinterließ das Land seinem Schwiegersohne, dem Kurfürsten Johann Sigismund von Brandenburg. § 42. Der dreißigjährige Krieg 1618—1648. 1. Böhmisch-pfälzische Periode 1618—1624. Die Beeinträchtigungen der Protestanten bewirkten einen Aufstand in Prag 1618: zwei Mitglieder der kaiserlichen Statthalterschaft (Mar- tinitz und Slavata) wurden aus den Fenstern des Schlosses gestürzt; die Protestanten bemächtigten sich der Staatsgewalt. Als bald darauf Kaiser Matthias starb, erklärten die Böhmen dessen Nachfolger, den entschieden katholischen Kaiser Ferdinand II. (1619—1637), als „Erbfeind des evangelischen Glaubens und Sklaven der Jesuiten" des böhmischen Thrones verlustig und wählten (1619) den jungen Kurfürsten Friedrich Y. von der Pfalz, das Haupt der Union, zu ihrem Könige. Aber dessen Heer wurde von dem Herzog Maximilian von Bayern an der Spitze der Liga, welche nebst Spanien dem Kaiser beistand, in der Schlacht auf dem weißen Berge bei Prag 1620 besiegt; der „Winterkönig" Friedrich ent¬ floh und wurde in die Acht erklärt (f 1632), Böhmen dem Kaiser unter¬ worfen, der Majestätsbrief zerrissen, die evangelische Lehre unterdrückt und die katholische Kirche wiederhergestellt.