§ 77. Deutschland zur Zeit der Schlesischen Kriege. 37 § 77. Teutschland zur Zeit der Schlesischen Kriege 1740—1763. I. Der erste Schleiche Krieg 1740—1742. 1. Iriedrich II. (1740—1786) stellte sich vom ersten Tage seiner Regierung an als ein ganz anderer dar, als man erwartet hatte. Mit durchdringender Klarheit und eiserner Willenskraft trat er an die Zeitlage heran, die ihm neue Bahnen zu weisen schien. Sobald in Osterreich mit Karl VI. der letzte Habsburger gestorben war (Okt. 1740), erneuerte der König alte Erbansprüche der Brandenburger auf Schlesien. Und da Maria Theresia, Österreichs neue Herrin (1740—1780), die Heraus¬ gabe verweigerte, schritt er sofort zur Entscheidung der Waffen. Schlesien wurde ehedem von Herzögen regiert, welche der Lehenshoheit der böhmischen Könige unterstanden. Im Jahre 1537 war zwischen Brandenburg und Schlesien eine gegenseitige Erbverbrüderung eingegangen worden, gegen welche König Ferdinand I. als Lehensherr seinen Einspruch erhob. Als sich dann 1675 die schlesischen Lehen durch den Tod des letzten Herzogs erledigten, zog sie Kaiser Leopold an Österreich und bewog auch den Großen Kurfürsten zur Verzichtleistung auf seine immerhin strittigen Anrechte (1686). Erst der Umstand, daß eben das Habsburgische Geschlecht im männlichen Stamme erlosch, gab dem König Friedrich erwünschte Veranlassung, aus die alten Ansprüche zurück- zukommen. 2. |>te Eroberung Schlesiens. Während Karl Albert von Bayern sich bemühte, Anrechte auf die gesamte österreichische Erbschaft zu er- weisen (vgl. S. 38 oben), fiel Friedrich noch im Dezember 1740 nach Schlesien ein und besetzte binnen Monatsfrist die ganze Provinz. Die schnell vollendete Eroberung sicherte er sich in den zwei folgenden Jahren durch wiederholte Siege (bei Mollwitz in Schlesien 1741 und bei Chotüsitz oder Czaslau in Böhmen 1742). Von anderer Seite hart bedrängt, mußte Maria Theresia im Frieden zu Breslau 1742 ganz Schlesien bis zur Oppa an Friedrich abtreten. Preußen hatte damit ein großes und erträgnisreiches Land gewonnen, das bis heute zu seinen besten Provinzen gehört. II. Der Österreichische Erbfotgekrieg 1741—1748 und der zweite Schleiische Krieg 1744—1745. 1. Wayerns Ansprüche auf Österreich. Kurfürst Karl Albert von Bayern (1726—1745) hatte mittlerweile den europäischen Höfen seine rechtlichen Ansprüche auf Österreich dargetan und die Unterstützung von Preußen, Sachsen, Frankreich und Spanien erwirkt.