— 58 — losen Art der damaligen Kriegführung durch wilde Söldnerhaufen, welche in jener Zeit mehr und mehr an die Stelle der Vasallenheere traten und den Krieg zu einem Räuberhandwerke erniedrigten. Abgesehen von der durch den Gebrauch des Pulvers erleichterten Einnahme fester Schlösser und Städte, bestanden die Feldzüge, indem man entscheidenden Gefechten absichtlich aus dem Wege ging, nur zu häufig in nichts weiter als in plötzlichen Überfällen und wechselseitiger .Gefangennahme, in Wegtreiben des Viehes, Raub und Brand auf dem platten Lande. Verhängnisvoller noch für die Landbewohner war das Unwesen der Privatfehden, da die Vasallen, oft ohne Fehdeansagnng oder unter den nichtigsten Vorwänden auf eigne Hand Streifzüge gegen Fürsten, Edelleute oder Städte unternahmen. Kaum in irgend einer Gegend Deutschlands mag es damals um die öffentliche Ruhe und Sicherheit schlechter bestellt gewesen sein als an der mecklenburgisch - brandenburgischen Grenze. Die gegenseitige Erbitterung und Raublust des Adels ließ hier, auch wenn die Waffen der Fürsten ruhten, die Segnungen des Friedens nicht aufkommen, zum größten Schaden der armen Hintersassen, welche den Überfällen der Fehdenden schutzlos preisgegeben waren. An den Zügen, welche bald von größeren, bald von kleineren Streifpartieen unternommen wurden, beteiligten sich zahlreiche mecklenburgische und märkische Adelsfamilien, zuweilen auch Bürger der Landstädte. Man raubte nicht bloß Vieh, Haus und Küchen- geräte, kurz „alles was da war", sondern brannte auch Scheunen und ganze Dörfer nieder und machte Gefangene, um hohe Lösegelder zu er- pressen. Dies alles geschah, obwohl sich die Fürsten bei ihren Friedens- Müssen die bündigsten Zusicherungen gaben, daß man sich fortan aller gegenseitigen Übergriffe und Fehden enthalten wolle. So beklagte sich die Regentin Katharina über 50 Raubanfälle, welche in der Zeit von 1422 bis 24 ihre Länder „binnen der Herren Frieden" erlitten Hütten. Andrerseits wurden von den Werlern und Stargardern in dem gleichen. Zeiträume über 6000 Schafe, etwa 2500 Rinder, 1200 Pferde, 3500 Schweine aus der Mark fortgenommen. Derartige Klagen über Friedensstörungen diesseits und jenseits der Grenze wiederholten sich häufig; umfangreiche Schadens- rechnuugen wurden wie von brandenburgischer, so auch von mecklenburgischer Seite aufgestellt. Und nach dem Wittstocker Frieden (1442), welcher doch die politischen Beziehungen zwischen den Fürsten freundlicher gestalteten, scheinen die Räubereien sogar ihre schönste Blütezeit gehabt zu haben. Die Märker waren diesmal besonders thätig; noch 100 Jahre später sprach man mit Hinweis auf jene Zeit von der Periode, „do man plach to rowende uth der Mark und Priggenitze int lant to Stettin und Mekelborch". Damals wurden in der Gegend von Plau und Röbel die Schlösser zum Schutze der Grenze befestigt oder neue aufgebaut, so das fürstliche Schloß in Plau, von welchem noch ansehnliche Reste vorhanden sind. „Gegen Straßen- räuber, Pferde- und Kuhdiebe, 9? achtpoch er, Mordbrenner und andere Friedensstörer" verbündeten sich 1449 Friedland und Neubrandenburg mit mehreren benachbarten brandenburgischen und pommerschen Städten. Andrer- seits hielten jedoch auch gelegentlich die mecklenburgischen Edelleute mit denen aus der Mark und der Priegnitz zusammen, um durch Freibeutereien, besonders gegen das reiche und mächtige Lübeck, sich zu bereichern; der-