verschiedenen Ursachen höchst verderblich ward. Die übrig gebliebenen Hufenbesitzer, welche sich in der Friedenszelt wieder zusammenfanden, ge- rieten von vornherein ihren Herren gegenüber in eine Lage, in welcher sie nicht viele Ansprüche erheben konnten. Denn aller Mittel entblößt, sahen sie sich meistens auf die Hülfe der Grundherrschaft angewiesen, welche sie mit dem nötigen Hofinventar versehen und ihnen die niedergebrannten oder verwüsteten Gehöfte und Ställe wieder aufrichten mußte. Auch wurden sie in vielen Füllen nicht wieder auf die Hufen ihrer Väter gesetzt, sondern auf beliebige andere, welche gerade zur Kultur bestimmt waren. Die letzten Reste der ehemals freien Gemeindeverfassung schwanden dahin, und das bäuerliche Herkommen geriet bei den Dorfbewohnern selbst in Vergessenheit. Noch nachteiliger aber wirkte die durch die Kriegsverheerungen ver- ursachte Verschiebung der bisherigen Grundbesitzverhältnisse. Denn zahl- reich waren die Hufen, welche nicht wieder besetzt werden konnten, weil die Inhaber mit ihren Familien umgekommen oder verschollen waren. Auch von den Adelsfamilien des Landes waren manche ausgestorben, andere — besonders wenn sie nur kleine Anteile an den Gütern hatten — durch den Krieg so sehr heruntergekommen, daß sie ihren Besitz billig veräußern mußten. Da demnach herrenlose Hufen und erledigte Ländereien in Menge zur Verfügung standen, so bot sich den Gutsherren Gelegenheit, ihre Felder in bisher ungewohntem Maße auszudehnen und abzurunden. So ent- standen — als eine natürliche Folge des Krieges — an Stelle des früher mehr zersplitterten Grundbesitzes viele neue große Hofwirtschaften, welche wieder eine stärkere Belastung der Gutsuuterthanen mit Frohnden zur Folge hatten. Da unter den letzteren der Stand der Tagelöhner bis zum Beginn des vorigen Jahrhunderts verhältnismäßig wenig vertreten war, so mußten bie Hoffelder trotz ihres vergrößerten Umfanges hauptfächlich von ben an Zähl sehr Zusammengeschmolzenen Bauern bestellt werben. Nicht wesentlich anders als im Ritterschaftlichen war der Verlauf im fürst- lichen Domanium, zu welchem jetzt auch die meisten ehemaligen Kloster- dörser und die Stiftsländer Schwerin und Ratzeburg gehörten. Während die Einkünfte desselben in älterer Zeit fast ausschließlich aus den Natural- lieferungen der Bauern bestanden, wurden später, als der höhere Wert großen Grundbesitzes immer mehr hervortrat, besonders nach dem dreißig- jährigen Kriege, auch hier große Höfe (Pachthöfe) in vermehrter Anzahl errichtet und daher die Bauerndienste in erhöhtem Maße in Anspruch genommen. Dazu kam, daß die Grundherren bei dem drückenden Mangel an Arbeitskräften, welchen die Entvölkerung des Landes mit sich brachte, darauf bedacht waren, die ihnen so unentbehrlichen Bauern mit allen Mitteln beim Gute festzuhalten. Für den gesamten Großgrundbesitzerstaiid in Deutschland war es nach dem Kriege eine Lebensfrage geworben, sich die für den Ackerbau notwendigen Menschenhände zu sichern. Mit welchen Schwierig- ketten mußte in Mecklenburg der Ersatz verloren gegangener Dienste ver- knüpft sein, da z. B. im Amte Stavenhagen die bäuerliche Bevölkerung um 15/16, in andern Ämtern um 6/7 sich vermindert hatte! Dringend ver- langten „Landgüter und Ackerwerke" nach dem „unentbehrlichen Kleinod der Leute!" Um so empfindlicher wurde die Wirtschaft geschädigt, wenn die Gutsunterthanen davonliefen, um anderswo Unterkunft zu suchen. Daß