— 66 — Hauptnahrung bestand in dem Fleische von Rindern, Schafen und Schweinen; auch Milch, Käse und Brot wurden viel genossen, Wald und Fluß lieferten Wildpret und Fische. Obst kannte man noch nicht. Garten- und Ackerbau waren noch in den Anfängen. Außer Hanf und Flachs wurden Rettiche, Rüben und Hülsenfrüchte, Hafer und Gerste für den Haushalt angebaut. Von Gerste brauten die Deutschen Bier, doch zogen sie den Met, der aus Honig bereitet wurde, dem Biete vor. 3. Wohnung. Städte gab es nicht. Man wohnte in Dörfern oder auf Einzelhöfen; aber Dörfer und Gehöfte lagen zerstreut und regellos, wie gerade ein Wald, eine Quelle, eine Höhe oder ein Tal zur Ansiedlung lockten. Die Wohnung war ein Blockhaus, aus Holz, Flechtwerk und Lehm gebaut und mit Schilf oder Stroh gedeckt. (In seinen 4 Pfählen sitzen.) „Des Herdes traute Feuerstelle" galt als Heiligtum. In dieser Zeit mehrfacher Wanderung waren Steinbauten und Ziegeldächer unbekannt. Hecken und Zäune umgaben den Hofraum. 4. Beschäftigung. Die liebste Beschäftigung des Mannes war der Krieg. Im Frieden brachte er seine Zeit mit Jagd, An- fertigen von Waffen, Übung mit denselben, Viehhüten und Müßiggang zu; nach mehrtägigem Jagen pflegte er der Ruhe auf der Bärenhaut und zechte mit seinen Freunden. Die Frau wirkte geschäftig am Herde, am Spinnrade und Webstuhl, beim Vieh und auf dem Felde. Die Kinder, die Schwachen und die Sklaven unterstützten sie bei der Arbeit. Das Ackerland blieb abwechselnd mehrere Jahre brach liegen und wurde in dieser Zeit als Weideplatz für das Vieh benutzt (Feld gras Wirtschaft). Grund und Boden gehörte der Gemeinde, welche jeder Familie einen Anteil an der Feld- flur zuwies; die Benutzung von Weide- und Waldland war allen gemeinsam. Von Gewerbtätigkeit konnte kaum die Rede sein. Die Frauen verstanden zu spinnen und zu weben und fertigten mit den Sklaven die Kleidung für sich und die Männer an; die Herstellung der häuslichen Gerätschaften fiel den Sklaven zu. Auch der Handel war noch wenig entwickelt. Als Wertmesser galt das Vieh. Getreide und Vieh wurden ausgeführt; Waffen, Kleider und Schmucksachen kämm dagegen durch römische Kaufleute ins Land. 5. Erziehung der Jugend. Die Erziehung des Knaben lag besonders dem Vater ob, während die Tochter an der Seite der Mutter aufwuchs. Schon in frühester Jugend wurde der Knabe ab- gehärtet und mußte sich im Laufen, Springen und Schwimmen üben. Er begleitete den Vater auf die Jagd. War er erwachsen, so wurden ihm in feierlicher Versammlung die Waffen, Schild und Lanze, über- reicht. Das war der schönste Tag seines Lebens, und niemals, selbst nicht im Tode, trennte ■ sich der Germane von seinen Waffen. 6. Volkscharakter. Jedes Volk hat seine Eigenart (seinen Charakter). An unfern Vorfahren rühmten die Römer viele gute Eigen¬ schaften, besonders den keuschen Sinn, die Treue und Tapferkeit und die Liebe zur Freiheit. Die Frau war nicht, wie bei andern heidnischen Völkern, die Sklavin des Mannes, sondern seine treue Gehilfin; ja, die Deutschen sahen in ihr ein heiliges Wesen, welches