— 67 — schafft, wie dasselbe lange nicht genossen, und alle priesen den Allmächtigen/ der ihnen einen solchen Fürsten geschickt. 3. Der erbliche Kurfürst von Brandenburg. — Im Jahre 14 15 trat ihm der Kaiser die Mark Brandenburg mit der Kur- und Erzkämmerwürde erb- und eigentümlich ab. So ward er als Kursürst Friedrich I. der Stammherr der Familie des deutschen Kaisers und Königs von Preußen. Friedrich war nach- wie vorher dem Kaiser ein treuer Reichsfürst. Ein Zeitgenosse sang von ihm: „Nach Streiten jagte er gar sachte, nach Frieden stund all sein Begehr." 4. Friedrichs I. Geistes und Herzenseigenschaften. — Friedrich besaß einen ungemein hellen Verstand, ein scharses und rasches Urteil, ein Gedächtnis von seltener Treue und eine ungewöhnliche Redesertigkeit. Ebenso zeichnete er sich vor vielen Fürsten der damaligen Zeit durch Kenntnisse und Wissenschaften aus. Dabei übertraf ihn keiner seiner Zeit- genossen an Tapferkeit, Mut und Ausdauer. Er war von Herzen fromm und erfüllte mit Eifer seine religiösen Pflichten. Gegen seine Untertanen war er mild und freundlich, fo daß sich ihm auch der Arme mit Vertrauen nahen konnte und sicher war, jederzeit Schutz gegen Ungerechtigkeit und Unter- drückuua zu finden. Weil Friedrich so treffliche Eigenschaften besaß und dem Reiche so große Dienste geleistet, trugen beim Tode Sigis¬ munds ihm einige Kurfürsten die Kaiserkrone an; doch er verzichtete auf dieselbe, obschon er würdig war, eine Krone zu tragen. 5. Seine Gemahlin Elisabeth — In seiner Gattin Elisabeth hatte Friedrich seine treuefte Gehilfin unb sein bestes Glück. Sie war eine burch Schönheit, Anmut, Herzens¬ güte unb Weisheit ausgezeichnete Fürstin. Am väterlichen Hofe zu Landshut hatte sie eine treffliche Erziehung und vom Volke den Namen „Schön Elslin" erhalten. Als Friedrich 1412 seine Widersacher besiegt hatte, da rief er „sein getreues Elslin" in die Mark. Sie eilte trotz Winter- kälte und Reisebeschwer zu ihm. Sie insonderheit verstand es, die Unterworfenen zu versöhnen. Ihrem Gatten schenkte sie 11 Kinder, von denen 10 die Mutter überlebten. Auf bas Glück des Zusammenlebens mit dem geliebten Gatten mußte sie oft und lange verzichten. Als „kaiserlicher Rat" und „Reichsfeldherr" mußte er viel hin- und Herreisen. Oft vertrat sie ihn in der Regierung und zeigte dabei große Selbständigkeit, Entschlossenheit und Umsicht. Als später friedliche Tage kamen, da suchte die edle Fürstin im Wohl-