felb erzwang er sich den Übergang über die Saale, indem er die Vortruppen der Preußen gänzlich schlug. Ihr Führer, der mutige und tapfere Prinz Louis Ferdinand, starb den Heldentod. Er wollte sich nicht ergeben und wurde von feindlichen Reitern erstochen. Das war für die Preußen ein harter Schlag. Die Kunde von der Niederlage rief im Hauptheere Verzweiflung und Schrecken hervor. In der Aufregung beschloß man, die Armee von der Saale nach der Elbe zurückzuführen, um die Straßen nach Berlin schützen zu können. Allein der Plan kam nicht mehr zur Ausführung. Napoleon war mit seinem Heere heran und zwang die Preußen am 14. Oktober zu der Doppelschlacht bei Jena und Auerstedt. Die Preußen fochten mit der alten Tapfer- keit, aber sie unterlagen und wurden nach allen Seiten hin aus- einandergefprengt. Als die Abendnebel aufstiegen, gab es keine preußische Armee mehr. Die umherirrenden Trümmer retteten sich entweder über den Harz nach Magdeburg oder wurden von der französischen Reiterei eingeholt und gefangen genommen. Zu der Niederlage im Felde kam die Feigheit der Feftungskommandanten. Die Franzosen brauchten nur vor den Wällen der festen Plätze zu erscheinen, so entfiel den altersschwachen Generalen der Mut; sie vergaßen Pflicht und Ehre, knüpften Unterhandlungen an und überreichten dann die Schlüssel. Ohne auch nur einen Kampf zu wagen, ergaben sich Erfurt, Spandau, Küstrin und Stettin. Selbst das starke und mit allem Kriegsmaterial reichlich versehene Magde- bürg öffnete ohne Schwertstreich die Tore. Doch es gab auch noch Männer, in denen Heldenmut und Tatkraft noch nicht erstorben waren. Oberst von 9)orK lieferte den nachdrängenden Feinden an der Elbe ein ernstes Rückzugs- gefecht, und der General von Blücher zog sich kämpfend nach Lübeck zurück, um sich mit seinen Truppen nach Ostpreußen einzuschiffen. Allein er konnte sein Vorhaben nicht ausführen; er mußte sich der feindlichen Übermacht ergeben, weil er kein Brot und keine Munition mehr hatte. Auch einige Feftungskomman- danten retteten die Ehre des preußischen Namens. Gl atz ver- teidigte Graf Götzen, und in Kolberg schlug Major von Gneisenau alle Stürme der Franzosen ab. Graudenz an der Weichsel fand in Courbiere einen mutvollen Verteidiger. Als ihm die Franzosen sagten, es gäbe keinen König von Preußen mehr, antwortete er ihnen: „So gibt es doch noch einen König von Graudenz." Mittlerweile nahm Napoleon das preußische Land in Besitz. Er hielt einen glänzenden Einzug in Berlin und besuchte auch das Grab Friedrichs des Großen in Potsdam. Trotz seiner Ver- ehrung für den großen König raubte er dessen Degen, Schärpe und Ordensstern. Nun führte er seine sieggewohnten Scharen der Weichsel zu. Hier traf er auf neuen Widerstand, denn die Russen