Das Königreich Hannover. 17 Die Ausbildung der völlig ungeübten Mannschaften aber ging so langsam von- statten, daß sie an dem Kampfe von 1814 nicht mehr teilnehmen konnten. Die Schlacht bei Waterloo. Linen glänzenden Anteil haben die hannover¬ schen Soldaten an dem Siege bei Waterloo. Schon zwei Tage vorher hatten braunschweigische und hannoversche Truppen bei Quatrebras einen schweren Kampf gekämpft, wobei der tapfere Herzog von Vraunschweig den Heldentod starb. In der Schlacht bei Waterloo hatte der englische Feldherr Wellington vor seiner Schlachtlinie noch drei Gehöfte besetzt, am rechten Flügel das Schlößchen hougomont, in der Mitte den Pachthof La Haye sainte. Diese Höfe mußte Napoleon erst erobern, ehe er die eigentliche englische Linie angreifen konnte. Deshalb griff er sie gegen 11 Uhr morgens ungestüm an. Besonders um La Haye sainte tobte ein furchtbarer Kampf. Der Hof wurde von dem Major Baring mit ungefähr 400 Mann verteidigt. Reiterattacken, Infanterieangriffe, nichts vermag die tapferen Hannoveraner zu ver- treiben, alle Angriffe werben abgeschlagen. Aber Napoleon mutz den Pachthof haben. Er läßt drei Divisionen seiner besten Truppen vorgehen. Kaltblütig werden sie emp¬ fangen. vor dem offenen Scheunentor liegen Haufen von (Erschlagenen. Der Feind steckt die Scheune in Brand, aber Bering weiß Hat; wer irgend abkommen kann, mutz in seinem Feldkessel Wasser holen, um das $euet zu löschen. Der Sturm wird abgeschlagen. (Ein neuer Angriff! Fürchterlich tobt der Kampf. (Endlich haben die Hannoveraner keine Patronen mehr und müssen blutenden Herzens den Pachthof verlassen. Ähnlich so war es beim Schlößchen hougomont gegangen. Erst nachdem Napoleon diese Höfe erobert hat, kann er gegen Abend die ganze englisch-hannoversche Linie angreifen. Wohl halten die Wackern stand und schlagen den Sturm ab, aber Wellington ist erschöpft; 30 000 Mann hat er verloren. Da bringt Blücher noch rechtzeitig die ersehnte Hilfe und bereitet dem Kaisertum Napoleons ein jähes Ende. Auf dem Waterlooplatze in Hannover erinnert die Waterloosäule an den größten Sieg, den Hannoveraner je mit erfochten haben. 3. Das Königreich Hannover. Auf dem Wiener Kongreß im Jahre 1815 wurde das Kurfürstentum, das Georg IV. unterdes zum Königreich Hannover erklärt hatte, stark ver¬ größert und erhielt die Gestalt, welche heute die Provinz hat. Der König wohnte in England, ließ sich in Hannover aber durch einen Vizekönig vertreten. Als im Jahre 1837 König Wilhelm von England starb, kam in England die Königin Viktoria (die Großmutter unsers Kaisers) zur Regierung. Da sie nach den deutschen Gesetzen in Hannover den Thron nicht besteigen konnte, folgte in Hannover der Prinz Ernst August als König. Er war mit der Prin¬ zessin Friederike, der Schwester der Königin Luise von Preußen, vermählt. Die 14 Jahre seiner Regierung (1837—51) sind für das Land ein Segen gewesen. Zwar war der König schroff und hart und kümmerte sich wenig um die Rechte des Volkes, wenn er seinen eigenen Willen durchsetzen wollte;