Die hannoverschen Truppen im Kriege von 1870—71. 21 der lieblichen Kaisertochter Viktoria Luise vermählt und den alten Welfenthron in Braunschweig bestiegen. Damit ist das Geschlecht Heinrichs des Löwen wieder in die Reihe der regierenden deutschen Fürstenhäuser eingetreten, und dem Streit zweier edlen Zürstenhäuser ist durch Zamilienglück ein Ende gemacht. 5. Die hannoverschen Truppen im Kriege von 1870—71. Das neue Heer. Nach der Schlacht bei Langensalza wurde die hannoversche Armee aufgelöst. Den Offizieren stellte man es frei, ob und wo sie weiterdienen wollten. Die meisten traten in preußische, viele in sächsische Dienste, eine größere Anzahl nahm den Abschied. An Stelle der hannoverschen Regimenter wurden neue, preußische gebildet, in welche die hannoverschen Militärpflichtigen eintreten mußten; denn nun galt auch in Hannover die allgemeine Wehrpflicht, jeder Waffenfähige mußte nun selbst drei Jahre lang bei der Zahne dienen und konnte sich nicht mehr vertreten lassen, wie zu hannoverschen Zeiten. Die damals errichteten Regimenter sind ungefähr dieselben, die noch heute zum X. (han¬ noverschen) Armeekorps gehören, nur hatten sie noch nicht alle ihren Standort (Garnison) in der Provinz. Die altwelfischen Landesteile Hannover, Celle und (Böttingen mußten vielmehr ihre Militärpflichtigen nach Westfalen und Rheinland abgeben und erhielten dafür westfälische Truppen. So lagen z. B. beim Ausbruch des Krieges 1870 das 73. und 74. Infanterieregiment (jetzt Hannover) in Westfalen, das 77. Infanterieregiment (jetzt Celle) in der Rhein- provinz. Urteile Über die hannoverschen Truppen. Die hannoverschen Truppen haben in dem großen Kriege an der Seite ihrer preußischen Kameraden tapfer gefochten und sich mit Ruhm bedeckt. Als nach dem Friedensschluß der General v. Zaftrow die 73er, 74er und 77er entließ, sagte er: „heldenmütig im Gefecht, kaltblütig unter allen tDechselfällert des Schlachtfeldes, ausdauernd bis zum letzten hauch, bei unerhörten Anstrengungen gehorsam und pflicht¬ treu, so haben die Regimenter Höchteesentlich zu dem ehrenvollen (Erfolge beigetragen, den das Armeekorps errang." Und als die hannoverschen Truppen nach dem Friedensschlüsse in Hannover ihren Einzug hielten, begrüßte sie der Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen mit den Worten: „3 ch bin beauftragt, dem Lande zu sagen, daß S e. Majestät es tief ins herz geschrieben haben, daß in diesem Kampfe Hannovers Söhne überall standen, w o es galt, mit deutschem Mut, deutscher Tapferkeit und deutscher Treue auszuhalten. I m Namen Sr. Majestät habe ich den tapferen Truppen zu sagen, daß s i e mehr als ihre Schuldigkeit in diesem denkwürdigen und unvergeßlichen Kriege getan haben."