22 Hannover. in unerhörter Weise. Raubend und brennend zogen sie durch des Bischofs Land, zer¬ störten Peine, konnten aber die feste Burg nicht einnehmen. Dann brachen sie ins Lüne- burgsche ein. Schlösser und Sieden wurden angezündet, Burgdorf und 50 Dörfer sanken in Asche. Ebenso erging es Ülzen. 6s war, als ob die Heiden hereingebrochen wären Der Bischof von Minden glühte vor Tüut und Rache (seine Stadt Minden war früher von den Gegnern ausgebrannt worden). Er steckte mit eigener Hand die Kirche zu Nettelkamp in Brand. Das herzogliche Haus in Ülzen ward auf seinen Befehl zerstört. Er stellte sich so lange dabei, bis der letzte Balken niedergerissen und die äußerste Mauer zertrümmert war. fluch das Schloß zu Gifhorn wurde verwüstet. Der Bischof zerschlug mit eigener Hand die Wappenschilder der Lüneburger herzöge, und doch war es sein leiblicher Detter, dessen Land er so verheerte, und sein eigenes Wappen, das er zer¬ schlug und besudelte. Um den Räubern zu wehren, sammelte der Herzog von Lüne¬ burg sein Kriegsvolk, verband sich mit dem Bischof Johann von hildesheim und schlug die Braunschweiger und Mindener in der Schlacht bei Soltau 1519, an dem Tage, als Karl V. zum deutschen Kaiser gewählt wurde, vollständig. Das Heer der Heinde wurde erschlagen oder gefangen genommen, auch der Herzog Erich fiel in die Hände der Sieger. Heinrich der Jüngere von Braunschweig und der Mindener Bischof retteten sich durch wilde Flucht. Doch der glänzende Sieg nützte dem Bischof von hildesheim nichts; der neue Kaiser befahl ihm, alles eroberte Land wieder herauszugeben, und als Johann sich dagegen sträubte, ward die Reichsacht über ihn verhängt. Nun fielen die Heinde wieder in sein Land, nahmen ihm nach und nach alles und vertrieben ihn; heimatlos ist er in der Fremde gestorben. Der größte Teil des Fürstentums fiel den Braunschweigern zu, nur hildesheim und die nächste Umgebung (mit Peine), das sogenannte „Kleine Stift", blieben dem Bischof. Es ist fast wie höhn, wenn die beiden ärgsten Gegner des Bischofs, der Herzog Erich von Kalenberg und Heinrich der Jüngere von Braunschweig, bald darauf die stärksten Stützen der katholischen Kirche bildeten. Die Reformation. Inzwischen hatte Luther längst sein großes Lebenswerk begonnen, und die folgenden Jahrzehnte bilden deshalb auch in unserm Heimat- lande eine Zeit des Kampfes um die alte und neue Lehre. Daß in diesem Streite von beiden Seiten oft mit den verwerflichsten Mitteln in tDort und Tat gekämpft wurde, liegt in dem Wesen der Zeit, in der sich auf beiden Seiten innige Frömmig- feit mit äußerer Roheit und Habsucht eigentümlich verband. Die Herrscherhäuser sind bei der Einführung der Reformation stark beteiligt, in vielen Fällen aus innerer Überzeugung, doch haben gelegentlich auch Habgier nach dem reichen Klostergut eine Rolle gespielt. Ausgegangen aber ist die Reformation fast nie von den Herrscherhäusern, sondern fast immer vom Volke, meistens von mittleren Bürgerkreisen. Die Reformation im Herzogtum Lüneburg. Der erste Sürst, der sich der Reformation annahm, war Ernst der Bekenner von Lüne¬ burg, der sein Schloß in Eelle hatte. Er war am Hofe Friedrichs des Weisen, seines Gheims, erzogen worden und besuchte später auch die sächsische Universität Wittenberg. Dort war fünf Jahre hindurch (1512—17) Luther sein Lehrer, an dem der junge Prinz mit großer Liebe hing. Es ist daher kein Wunder, daß er der Sache Luthers freundlich gesinnt war und sich schon frühzeitig der evangelischen Leh-e aus innerer Überzeugung zuneigte und darauf bedacht war, sie in seiner Heimat einzuführen. Er ließ zwei be-