26 A. Von der Völkerwanderung bis zum Westfälischen Frieden. c) Kampf gegen die Wenden. Daneben bemühte sich Otto, das Land der Wenden zwischen Elbe und Oder der deutschen Sitte und dem Christentum zu unterwerfen. Hermann Billnng unterwarf Mecklenburg und Pommern bis zur Peene, Markgraf Gero das Land an der Spree und Havel. Gero war ein harter, gewalttätiger Kriegsmann. Einst ließ er dreißig zu ihm geladene Wendenhäuptlinge, die sich gegen ihn ver- schworen hatten, niederstoßen. Als sich darauf ein allgemeiner Wenden- aufstand erhob, vermochte ihn Gero nur mit Aufbietung aller Kraft zu unterdrücken. Deutsche Mönche und Priester folgten dem Heere, und bald konnten in dem unterworfenen Lande Bistümer errichtet werden: Oldenburg im östlichen Holstein, Havelberg, Brandenburg, Merseburg und das Erzbistum Magdeburg. Den Krieger und Priester unterstützte der deutsche Bauer, deutsches Wesen im Wenden- lande heimisch zu machen. Nach Geros Tode wurde das von ihm ver- waltete Gebiet in die Nordmark (später Altmark genannt), die Ost- mark oder Lausitz und in die Mark Meißen geteilt. 6) Vermählung mit Adelheid; Kampf' gegen seine Söhne. Ottos höchstes Streben aber war, die Kaiserkrone zu gewinnen,' des- halb war sein Auge stets auf Italien gerichtet. Bald kam eine günstige Gelegenheit seinem Wunsche entgegen. Nach dem Aussterben der Karo¬ linger war Italien in mehrere Reiche zerfallen. Damals wurde dort die junge Königswitwe Adelheid von mächtigen Feinden bedrängt und bat Otto, der seit einigen Jahren Witwer war, um Hilfe. Er eilte mit einem Heere dahin, befreite sie und vermählte sich mit ihr. Seitdem nannte er sich auch König von Italien. Aber dies scheinbare Glück brachte ihm zunächst schweren Kummer; denn sein ältester Sohn Ludolf, der Herzog von Schwaben, fürchtete, daß nachmals ein begünstigter Sohn der Stief- mutter ihm den Königsthron rauben könne, und verband sich deshalb mit dem Erzbifchof von Mainz, dem Otto schuld gab, daß der Papst ihn nicht gleich zum Kaiser gekrönt habe, und mit seinem Schwager, Herzog Konrad von Lothringen, gegen seinen eigenen Voter. Wieder kam es zum Verwandtenkriege, der drei Jahre das Reich verheerte. Ludolf imd Konrad wurden abgefetzt,- endlich unterwarfen sie sich, er- hielten aber ihre Herzogtümer nicht zurück. 955 e) Schlacht auf dem Lechfelde. Den inneren Unfrieden hatten die Ungarn zu einem neuen Einfall in Süddeutschland benutzt. Ehe Otto herbeieilen konnte, waren sie mit Feuer und Schwert bis Augsburg vorgedrungen. Tapfer widerstand die schwach befestigte Stadt unter Führung ihres Bischofs, bis Otto ihr zu Hilfe kam. Er ließ einen Büß- und Bettag im Lager verkündigen und stärkte sich und das Heer am Morgen der Schlacht durch einen feierlichen Gottesdienst zum Kampfe.