30 Erster Zeitraum. Bis zur Gründung des Frankenreiches durch Chlodwig. Von den Vandalen hören wir nichts mehr; s i e verschwinden gänzlich aus der Geschichte. 3. Das Reich der Burgunder wurde nach kurzem Bestand dem Frankenreiche einverleibt (S. 35). 4. Die Alemannen und die drei Stämme der Franken gingen eben¬ falls in dem geeinigten Frankenreiche auf (S. 32 ff.). 5. Die von den Angeln, Sachsen und Juten gestifteten sieben König¬ reiche wurden im Jahre 827 unter einem Scepter vereinigt. Damit war der Grund zu dem englischen Staate gelegt. ■ 6. Das italische lieich Odoakers wurde eine Beute der Ostgoten. Diese hatten nach dem Tode Attilas ihre alten Wohnsitze am Schwarzen Meere aufgegeben und sich in Pannonien (S. 14) niedergelassen. Von hier führte sie ihr König Theoderich nach Italien. Er besiegte den Odoaker und schloß ihn in seiner Hauptstadt Ravenna ein. Bei einem Ausfall der Belagerten entspann sich ein furchtbarer Kampf, der uns in der deutschen Sage unter dein Namen „die Rabenschlacht (— Ra¬ vennaschlacht) begegnet. Endlich übergab Odoaker die Festung unter der Bedingung, daß Theoderich die Herrschaft mit ihm teile. Doch dieser stieß seinen Nebenbuhler bei einem Mahle treulos nieder und regierte nun als Alleinherrscher (493—526). Sein Hauptziel, die Verschmelzung des Römer- und Germanen¬ tums zu einer Nation, vermochte Theoderich wegen des religiösen Gegen- satzes der katholischen Römer und der manischen Ostgvtcn nicht zu erreichen. Auch die Gründung eines germanischen Staatenbundes unter seiner j Oberleitung schlug fehl. Trotzdem gehört er zu den bedeutendsten Persönlich¬ keiten des Zeitalters der Völkerwanderung. Unter seinem friedlichen Scepter > erfreute sich das so lange schwer heimgesuchte Italien eines steigenden Wohl¬ standes. Zahlreiche Bauwerke erstanden namentlich in den Residenzen Ra¬ venna und Verona aus ihren Trümmern oder wurden neu errichtet. In Ra¬ venna erbaute sich der König ein riesiges Grabdenkmal (laRotoncla). An seinem Hofe fanden die Sänger der gotischen Heldenlieder und die Vertreter der römischen Bildung die gleiche freundliche Aufnahme. Und so ist er selbst ctly „Dietrich von Bern" (Verona) der Hauptheld der deutschen Sage geworden. Wenige Jahre nach dem Tode Theoderichs beschloß der Kaiser Justinian, dem Ostgotenreiche gewaltsam ein Ende zu machen. Aber seine Truppen sollten nicht so leichtes Spiel haben wie in Afrika. In einem zwanzigjährigen Heldenkampfe (535—555) verteidigten sich die Goten aufs hartnäckigste, bis sie schließlich der Kriegskunst und der Übermacht der Byzantiner erlagen. Ihre Reste flüchteten in die Alpen, wo sie aus der Geschichte verschwinden.